Studie: Umweltschäden durch Gen-Baumwolle - Monsanto dementiert
Peking (dpa) - Der Einsatz gentechnisch veränderter Baumwolle in China hat einer neuen Studie zufolge umweltschädliche Auswirkungen. Nach der chinesischen Analyse gerät durch die mit einem Insektengift ausgestatteten Pflanzen das natürliche Gleichgewicht der Insektenwelt durcheinander. Die Wahrscheinlichkeit neuer Plagen erhöhe sich und die Schädlinge würden immer widerstandsfähiger, so dass die Schutzwirkung nach acht bis zehn Jahren verloren gehe. Die Studie wurde von Xue Dayuan vom Nanjinger Institut für Umweltwissenschaften der Staatlichen Umweltschutzbehörde (SEPA) in Zusammenarbeit mit der Umweltorganisation Greenpeace veröffentlicht. Der Gentechnik-Konzern Monsanto, Hersteller der transgenen Baumwollpflanzen, wies die Ergebnisse zurück.
Zwei Drittel aller gentechnisch veränderten Baumwolle weltweit wachsen in China. Die Baumwolle, die durch den Einbau eines Gens aus dem Bacillus thuringiensis (Bt) den Baumwollkapselwurm abwehrt, wird in China auf 1,5 Millionen Hektar angepflanzt, das sind 35 Prozent der gesamten Baumwollanbaufläche und entspricht in etwa der Fläche Schleswig-Holsteins. Zwei Drittel der Bt-Baumwolle stammen von Monsanto, ein Drittel sind lokal in China veränderte Sorten. Seit dem ersten Einsatz 1997 in China wurden die Auswirkungen untersucht. Xue Dayuan fasste in seiner Studie die Erkenntnisse von vier renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen.
Wegen der entstehenden Resistenzen gebe es bereits nach drei oder vier Generationen keinen vollständigen Schutz mehr und es müssten wieder Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Der Forscher rechnet bereits in vier bis fünf Jahren mit dem Auftreten «großer Mengen des Baumwollkapselwurms» in China. «Dann wird es große Verluste geben», sagte Xue Dayuan der dpa in Peking. «Laborexperimente und Feldversuche haben gezeigt, dass mit dem Anbau von Bt-Baumwolle schädliche Umweltauswirkungen verbunden sind», fasst die Studie zusammen. Der Anbau reduziere auch die natürlichen Feinde des Baumwollkapselwurms. Die Zahl anderer Schädlinge wie Blattläuse, Spinnen, Fransenflügler, Heuschrecken und ähnlichen nehme zu.
Monsanto kritisierte in einer Stellungnahme, die chinesische Analyse beruhe auf Laborexperimenten, die nicht auf die Situation auf den Feldern übertragbar seien. Es existiere kein Beweis für Resistenzen gegen Bt-Baumwolle. Der Rückgang der natürlichen Feinde des Baumwollkapselwurms sei nicht überraschend, wenn mit dem Schädling deren Nahrungsquelle bekämpft werde. Einer im US- Fachjournal «Science» (Bd. 225, S. 674) veröffentlichten Studie zufolge hätten Baumwoll-Bauern in China durch Bt-Pflanzen durchschnittlich 13 Pestizid-Sprühzyklen pro Saison einsparen können.
Greenpeace wertete die Analyse von Dayuan dagegen als Beleg dafür, dass der Einsatz von Gentechnik nicht zu weniger Schädlingen und zum Verzicht von Giften führe. «Das Gegenteil ist der Fall», hieß es in einer in Hamburg veröffentlichten Erklärung. Die beobachtete Entwicklung treibe Landwirte dazu, weiter chemische Pestizide einzusetzen, die der Anbau von Bt-Baumwolle eigentlich überflüssig machen sollte.
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