Celesio-Chef erreicht Zielmarke bei DocMorris im geplanten Zeitraum nicht

11.12.2009 - Deutschland

(dpa-AFX) Der Pharmagroßhändler Celesio erreicht nach Aussage von Vorstandschef Fritz Oesterle die angepeilte Expansion mit DocMorris im geplanten Zeitraum nicht. Celesio wollte ursprünglich deutschlandweit bis Ende des Jahres 2011 rund 500 Markenpartnerschaften eingehen und in DocMorris-Apotheken umtaufen. "Dieser Zeitraum hat sich als nicht realistisch herausgestellt", sagte Oesterle der "Welt" (Donnerstag). "Für 2010 bin ich zuversichtlich, zumindest soweit wir das heute beurteilen können." Dazu werde auch die Mehrheitsbeteiligung am Marktführer im brasilianischen Pharmagroßhandel beitragen. "Über gute Ergebnisse werden sich auch alle unsere Aktionäre freuen, und wir wollen ja bis 2015 ein Ergebnis auf Ebitda-Basis von mindestens einer Milliarde Euro erreichen."

Gescheitert sei das Geschäftsmodell nicht. DocMorris sei eine der stärksten Marken auf dem europäischen Apothekenmarkt, in Deutschland sogar die bekannteste: "Wir nutzen die Marke für eine europäische Expansion. Wir sind nach Irland gegangen und eröffnen im Januar in Schweden die ersten DocMorris-Apotheken." In Deutschland habe Celesio in der Vergangenheit nicht ausreichend deutlich gemacht, wie Apotheker von der Marke DocMorris profitieren können.

Celesio will bis Ende des Jahres nach Aussage des Konzernchefs das DocMorris-Konzept für die Apotheken inhaltlich überarbeiten und dann im Januar 2010 vorstellen: "Künftig werden wir nicht nur die Marke, sondern eine Art Rundum-sorglos-Paket für Apotheker bieten. Das neue Konzept setzt auch verstärkt auf Eigenmarken - und zwar europaweit." Das Geschäft mit Eigenmarken will der Konzern deutlich ausbauen: "Wir werden noch mehr Medikamente unter unserem eigenen Namen vertreiben, gleiches gilt für medizinische Geräte." Rezeptfreie Arzneimittel, Wellness-Artikel, Nahrungsergänzungsmittel werden laut Oesterle an Bedeutung gewinnen. "Diesen Bereich, den sogenannten zweiten Gesundheitsmarkt, wollen wir in den DocMorris-Apotheken verstärkt angehen und uns und unsere Markenpartner damit auch unabhängiger von staatlicher Regulierung machen."

Drei Jahre lang wurde erbittert über die Liberalisierung des Apothekenmarktes gestritten. Die Apotheker fürchteten um ihre Vormachtstellung und ihre Pfründe, wenn Unternehmen bald Apothekenketten aufbauen würden. Firmen wie der Stuttgarter Konzern Celesio mit seiner Tochter DocMorris dagegen erhofften sich gute Rendite-Chancen. Doch im Mai vertagte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Entscheidung darüber zunächst einmal und überließ es den EU-Mitgliedstaaten selbst, ob sie Apothekenketten zulassen oder nicht. Das war ein herber Rückschlag für Celesio-Chef. Sowohl der Sachverständigenrat als auch die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen haben allerdings erst in den vergangenen Tagen Apothekenketten wieder thematisiert.

Die mehrheitlich zum Haniel-Konzern gehörende Gesellschaft hatte Anfang Oktober angekündigt, zum zweiten Mal in diesem Jahr unter anderem wegen staatlicher Maßnahmen im Gesundheitswesen in Irland, Niederlanden und Italien mehr als 270 Millionen Euro abschreiben zu müssen.

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