Erbinformation von Hirntumoren entschlüsseln
Deutsche Forscher am internationalen Krebs-Genom-Projekt beteiligt
Jede Krebserkrankung ist auf genetische Veränderungen zurückzuführen, die eine normale Körperzelle zur Krebszelle werden lassen. Bekannt ist, dass die ursächlichen Genveränderungen je nach Tumorart stark variieren. Nur durch eine umfassende Analyse der genetischen Ausstattung einer bösartig veränderten Körperzelle können die komplexen Vorgänge der molekularen Krebsentstehung verstanden werden.
Das "International Cancer Genome Consortium" (ICGC) ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben. Ziel des ICGC ist, die genetischen Veränderungen in den wichtigsten Krebsarten zu analysieren, um neue und verbesserte Ansätze zur Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen Krebserkrankungen zu finden. Die Ergebnisse werden anderen Wissenschaftlern frei zugänglich gemacht, um die Krebsforschung langfristig voranzubringen.
Das BMBF und die Deutsche Krebshilfe werden gemeinsam die Beteiligung eines deutschen Forschungskonsortiums am "International Cancer Genome Consortium" ermöglichen. Beide Partner stellen zusammen Mittel von rund 15 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Damit soll ein Beitrag zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen mit besonders hoher Sterblichkeit geleistet werden. "Über die gemeinsame Initiative wird deutschen Forscherinnen und Forschern erstmals der Eintritt in dieses internationale Forschungsprojekt der modernen medizinischen Genomforschung ermöglicht", sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan.
Im Rahmen des internationalen Projektes unterstützen das Ministerium und die Deutsche Krebshilfe einen Forschungsverbund zum Thema Hirntumoren bei Kindern. Diese Krebserkrankungen haben bei Kindern die höchste Sterblichkeitsrate. Die Ergebnisse sollen ein besseres Verständnis der biologischen und medizinischen Eigenschaften von Hirntumoren bringen. "Ziel ist es, die Erbinformation der so genannten Medulloblastome und Astrozytome vollständig zu entschlüsseln. Es handelt sich hierbei um die zwei wichtigsten Hirntumorarten bei Kindern", so Professor Dr. Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg als Sprecher des Verbundes. Bei jeweils 300 Patienten der beiden Erkrankungen werden die Erbanlagen der Tumoren mit gesunden Zellen derselben Person verglichen, um so die tumorspezifischen Genveränderungen (Mutationen) zu identifizieren. Zudem sind die Experten auf der Suche nach so genannten Tumormarkern, an denen die Erkrankung frühzeitig erkannt werden kann und die eine Prognose über den Krankheitsverlauf sowie über das Ansprechen auf bestimmte Therapieformen ermöglichen. Gleichzeitig sollen molekulare Strukturen gefunden werden, die sich als Angriffspunkte für neue Therapien eignen.
Das Verbundprojekt ist am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, am European Molecular Biology Laboratory (EMBL), an den Universitäten Heidelberg und Düsseldorf sowie am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin angesiedelt. "Da die Wissenschaftler und Ärzte auch in laufende klinische Studien eingebunden sind, werden die Ergebnisse der Forschungsaktivitäten im Rahmen des ICGC den Krebs-Patienten unmittelbar zu Gute kommen", sagt Nettekoven.
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