Bayerische Patentallianz vergibt Lizenz für neue Technologie, die Halbwertszeiten von Biopharmazeutika verlängert
Die Bayerische Patentallianz GmbH und das Biotech- Unternehmen XL-protein GmbH haben einen exklusiven Lizenzvertrag über eine Erfolg versprechende Erfindung der TU München abgeschlossen.
Bei der Methode handelt es sich um die so genannte PASylierungstechnologie, mit der die Plasma-Halbwertszeit von biologischen Wirkstoffen um ein vielfaches verlängert wird. Hierbei werden spezielle Sequenzen aus den Aminosäuren Prolin, Alanin und Serin auf genetischer Ebene direkt mit dem therapeutischen Protein fusioniert. Die nach den Anfangsbuchstaben dieser Aminosäuren benannten biologischen PAS-Polymere sind stabil im Blutplasma und pharmakologisch inert. Sie nehmen die voluminöse Struktur eines Zufallsknäuels an, die das Protein erheblich vergrößert. Die normalerweise schnelle Ausscheidung des Wirkstoffs durch Filtration in der Niere wird so um 1-2 Zehnerpotenzen verlangsamt. Auf diese Weise kann sich je nach Therapeutikum dessen Wirkdauer im menschlichen Organismus auf mehrere Tage verlängern.
Durch den Erwerb der weltweiten Patentrechte macht sich die XL-protein GmbH als exklusiver Lizenznehmer die am Lehrstuhl für Biologische Chemie der Technischen Universität München (TUM) entwickelte PASylierungstechnologie zunutze. Die gentechnische Methode wurde dort von Professor Dr. Arne Skerra und seinem Team entwickelt. Der Ordinarius der TUM gehört zugleich zu den Gründern der seit Frühjahr 2009 bestehenden Firma XL-protein.
Die patentierte PASylierungs-Methode kann vor allem bei proteinbasierten Medikamenten wie Interferon oder Antikörperfragmenten eingesetzt werden. Auf Grund ihrer geringen molekularen Größe besteht die Notwendigkeit, deren kurze Halbwertszeiten zu verlängern. „Ein Beispiel ist die Interferonbehandlung, die derzeit als Standard-Therapie bei Hepatitis gilt“, meint Skerra. Die Halbwertszeit des PASylierten Interferons sei im Tierversuch fast hundertmal so lang wie die des herkömmlichen Interferons. Seine biologische Aktivität bleibe bei der PASylierung erhalten. Das neue Verfahren bietet damit eine Alternative gegenüber der bisher häufig eingesetzten PEGylierung, bei der biologische Wirkstoffe aufwendig mit einem chemischen Polymer gekoppelt werden. Im Gegensatz dazu lässt sich das PASylierte Biopharmazeutikum in einem Schritt mittels Mikroorganismen herstellen. „Bei der PASylierung erhält das Molekül nicht nur ein größeres Volumen. Durch seine im menschlichen Körper ebenfalls vorkommenden Aminosäurebestandteile kann es auf natürlichem Weg auch wieder abgebaut werden“, erklärt Skerra. Das garantiere gute Verträglichkeit für den Patienten bei zusätzlich geringen Produktionskosten, fasst er die Vorteile zusammen. Zur Zeit seien mehrere Wirkstoffe im Stadium der fortgeschrittenen präklinischen Entwicklung.
Zukünftig will XL-protein sein Know-how und seine umfangreichen präklinischen Daten in Kooperationen mit Biotech- und Pharmafirmen einbringen und darüber hinaus selbst verbesserte biopharmazeutische Wirkstoffe entwickeln. „Unsere Technologie hat das Potenzial dazu, Blockbuster-Medikamente einer neuen Generation hervorzubringen“, erwartet Skerra. Derzeit machen therapeutische Proteine weltweit einen US-Dollar Umsatz im zweistelligen Milliardenbereich. Die vorausgesagte jährliche Zuwachsrate liegt bei 10-15 Prozent. „Damit bedient die Erfindung einen Wachstumsmarkt mit enormem Potenzial“, schätzt Dr. Detlef Eric Hinz von der Bayerischen Patentallianz.
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