Novartis-Stiftungsprofessur für Hämatologen und Onkologen an der Universitätsmedizin Göttingen

Prof. Dr. Detlef Haase erhält für Forschungen im Bereich der klinischen Tumorzytogenetik eine Stiftungsprofessur von Novartis Oncology

25.08.2009 - Deutschland

Krebs und andere hämatologische Erkrankungen des Blutes wie das "myelodysplastische Syndrom" (MDS) besser erkennen und behandeln können – das ist das Ziel von klinisch-praxisorientierter Forschung in der Abteilung Hämatologie und Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Lorenz Trümper) an der Universitätsmedizin Göttingen. Prof. Dr. Detlef Haase setzt dabei auf neue Erkenntnisse, die sich mit Verfahren der Tumorzytogenetik gewinnen lassen. Sie erlauben den Blick auf spezifische Veränderungen im Erbmaterial. Die neuen Erkenntnisse sollen künftig für eine verbesserte Patientenversorgung nutzbar werden. Für seine Forschungen hat Professor Haase seit Mai 2009 für drei Jahre eine Stiftungsprofessur für klinische Tumorzytogenetik von Novartis Oncology erhalten. Der Geschäftsbereich des Unternehmens Novartis Pharma GmbH in Nürnberg unterstützt Haase mit 300.000 Euro.

Detlef Haase (50) ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie und Internist. Er ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Tumorzytogenetik. Haase wurde 1958 in Lübeck geboren und hat Medizin in Hamburg und Lübeck studiert. Seine grundlegende Ausbildung zum Tumorzytogenetiker hat er Ende der 80er Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Tumorzytogenetik (Leiterin: Prof. Dr. Christa Fonatsch) am Institut für Humangenetik der Medizinischen Universität zu Lübeck absolviert. Bis 1993 arbeitete er dort im Rahmen eines von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojektes zur Zytogenetik bei MDS. Seit Oktober 1993 ist Detlef Haase in der Abteilung Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen tätig. Hier hat er ein eigenes Labor für hämatologische Tumorzytogenetik aufgebaut.

Für Novartis Oncology ist die Stiftungsprofessur an der Universität Göttingen Teil des Engagements für die Forschung in Deutschland. "Unser Ziel ist es, nach innovativen Lösungen für bislang nicht oder nur unzureichend behandelbare onkologische und hämatologische Erkrankungen zu forschen und bestehende Therapien weiter zu verbessern. Dafür bietet eine Stiftungsprofessur eine optimale Partnerschaft", sagt Dr. Ulrike Haus, Medizinische Direktorin Onkologie der Novartis Pharma GmbH. "Für Novartis bilden die universitäre Grundlagenforschung und die translationalen Forschungen eine Basis für zukünftige Entwicklungen in der gezielten Therapie bösartiger Erkrankungen."

Müde und schlapp, kurzatmig und sehr blass sind Menschen, die an einem myelodysplastischen Syndrom, kurz MDS, erkrankt sind. Vor allem Menschen im Alter über sechzig sind betroffen. Die Diagnose "MDS" eindeutig zu stellen, ist in der Praxis oft schwierig. Zu unspezifisch sind die Symptome. Doch auffällig bei MDS: Bei rund der Hälfte der Erkrankten lassen sich Veränderungen im Erbgut nachweisen. Hier setzen Professor Haases Forschungen an: "Wir nehmen die Chromosomenveränderungen unter die Lupe und analysieren sie genau", sagt Haase. Ziel ist es, so die Diagnosestellung eines MDS zu verbessern und auch eine individuelle, also personenbezogene Prognoseabschätzung zu ermöglichen. "Wie wird die Krankheit bei mir verlaufen?" Darauf sollen Ärzte künftig besser Antworten geben können.

Der Blick auf spezifische Veränderungen der Chromosomen und Gene soll weitere wichtige Fragen für die Behandlung von (bösartigen) Bluterkrankungen klären. Bekannt ist: Die wenigen neuen Medikamente wirken nur bei einem Teil der an MDS-Erkrankten. Wem helfen die neuen Medikamente tatsächlich? Diese Frage wollen Haase und sein Team mit Verfahren der Tumorzytogenetik untersuchen. Gegenstand seiner Forschungen ist auch eine verbesserte Vorhersagbarkeit, also die Antwort auf die Frage: Wie gut wird ein Patient auf ein bestimmtes Medikament ansprechen? Sein Ziel: Eine genauere und genetische Überwachung könnte künftig besser nachweisen, ob ein Patient auf die verabreichten Medikamente anspricht. "Es ist zu hoffen, dass auf diese Weise neue, teure Medikamente wesentlich gezielter eingesetzt und die Behandlung besser gesteuert werden kann, als es bisher möglich war", sagt Professor Haase. "Damit würden die Patienten, die das Medikament brauchen und davon profitieren würden, dieses auch gezielt erhalten können." Eine unnötige Gabe teurer Medikament könnte vermieden werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung ist die Entwicklung von Methoden, bereits aus dem Blut eines Patienten wichtige Informationen über die Erkrankung zu erfahren. "Wenn wir im Blut die nötigen Informationen erkennen und finden, können wir den Patienten so manche belastende Knochenmarkpunktion ersparen, ohne dass die wichtige dauerhafte Überwachung der Patienten vernachlässigt werden müsste", so Haase. Bislang können allein Knochenmarkpunktionen die Informationen liefern, die für die Kontrolle der Behandlung wichtig sind. Auch bösartige Veränderungen im weiteren Krankheitsverlauf ließen sich mit regelmäßigen Bluttests viel eher erkennen: So kann MDS häufig in eine akute Leukämie übergehen, die nur mit einer Knochenmarktransplantation geheilt werden kann. Haase: "Mit regelmäßigen Bluttests könnte man das viel eher erkennen als wenn einmal im Jahr das Knochenmark untersucht. Denn was dazwischen passiert, weiß man bisher nicht."

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