Dickdarmkrebs: MDC-Forscher identifizieren genetischen Fingerabdruck für Metastasenbildung
Johannes Fritzmann/Copyright: MDC
An Dickdarmkrebs, nach dem Lungenkrebs die zweithäufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen, sterben in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jährlich mehr als 25.000 Menschen. Er geht aus den Drüsen der Dickdarmschleimhaut hervor und bleibt im Anfangsstadium häufig unentdeckt. "Das Hauptproblem ist jedoch nicht der Ursprungstumor", erläutert der Chirurg und Forscher Dr. Johannes Fritzmann, "sondern die gefährlichen Tochtergeschwülste, die Metastasen."
Metastasen entstehen, wenn sich einzelne Zellen vom Ursprungstumor ablösen und über das Blutsystem oder die Lymphbahnen andere Körperregionen erreichen. Beim Dickdarmkrebs siedeln sie sich meist in der Leber, der Lunge oder den Lymphknoten an. Da betroffene Patienten anfangs selten Schmerzen oder andere Symptome zeigen, wird der Tumor häufig erst entdeckt, wenn er bereits Metastasen gebildet hat.
Um zu untersuchen, welche genetischen Veränderungen die Bildung von Metastasen begünstigen, analysierten die Forscher 150 Gewebeproben von Darmkrebs-Patienten mit und ohne Metastasen. Die Forscher identifizieren 115 Gene, die sowohl in den Ursprungstumoren als auch in ihren Metastasen falsch reguliert sind. Damit ist es den Forschern gelungen, eine genetische Signatur zu ermitteln, die Tumore mit Metastasenbildung von den Tumoren unterscheidet, die nicht streuen.
Von den 115 Genen, die die Forscher identifiziert hatten, untersuchten sie ein Gen genauer: BAMBI. Sie stellten fest, dass dieses Gen in metastasierenden Tumoren und Metastasen aktiver ist als in Tumoren, die keine Metastasen bilden. "Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass BAMBI zwei wichtige Signalwege verknüpft und dadurch die Metastasenbildung fördert", sagt Dr. Fritzmann. "Diese Signalwege (Wnt- und TGF-beta) sind unter anderem im heranwachsenden Embryo von Bedeutung." In Zukunft wollen die Forscher auch die Rolle der anderen 114 Gene näher untersuchen, um die einzelnen Schritte der Metastasenbildung besser zu verstehen.
Die Forschungsergebnisse könnten helfen, hofft Dr. Fritzmann, früh herauszufinden, ob ein Tumor Metastasen bilden wird oder nicht. Die Ärzte könnten dann die weitere Therapie entsprechend anpassen.
Originalveröffentlichung: Johannes Fritzmann et al.; "A Colorectal Cancer Expression Profile that IncludesTransforming Growth Factor ß Inhibitor BAMBI Predicts Metastatic Potential"; Gastroenterology 2009
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.