Die wachsende Zahl von hochwertigen Biologicals erhöht den Bedarf an fortschrittlicher Pharma-Logistik

Das Management verkennt häufig die „tatsächlichen Kosten mangelhafter Logistik“

27.05.2009 - Deutschland

Eine von der Novumed Life Science Consulting kürzlich durchgeführte Studie analysiert die wahren Kosten mangelhafter Qualität in der Pharma-Logistik. Verlorene Umsätze, verspätete Markteinführungen und ein geschädigtes Image sind vor allem bei temperaturempfindlichen und teuren Medikamenten kritisch.

Die Pharma-Logistik ist nur selten auf der Agenda der Pharmamanager. Bei der Logistik gibt es hauptsächlich zwei Themen, die die Pharmamanager nachts nicht ruhig schlafen lassen: ein Imageschaden des Unternehmens durch zerstörte und dadurch ggfs. gefährliche oder unwirksame Pharmaka und Verspätungen bei klinischen Studien. Die von der Novumed Life Science Consulting durchgeführte Studie empfiehlt jedoch den Pharmamanagern, das Thema Pharma-Logistik genauer zu betrachten, auch wenn die Logistikkosten nur ca. 1% - 3% vom Umsatz des Unternehmens ausmachen.

Der weltweite Logistikmarkt für Arzneimittel wird auf ca. 30 Mrd. USD geschätzt. Von diesem Wert entfallen ungefähr 3 Mrd. USD auf die Luftfracht, mit einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 10%. Besonders starkes Wachstum ist hierbei im Segment der temperatursensitiven Pharmatransporte zu beobachten. Gekühlte Transporte zwischen 2°-8°C oder auch der Transport gefrorener Medikamente wachsen mit einer jährlichen Rate von ca. 15%.

Eine schlechte Abfertigung vor allem bei temperaturempfindlichen Arzneimitteln kann die Wirkung und die Sicherheit von Medikamenten stark beeinträchtigen. Laut der britischen MHRA gehört das unzureichende Handling von gekühlten Pharmaka zu den 10 wichtigsten Unregelmäßigkeiten der GDP (Good Distribution Practice). Die daraus resultierenden Schäden werden größtenteils zwischen der Logistik- und der Pharmafirma direkt geregelt. Aber auch Imageschäden oder ein Haftpflichtfall können gravierende Konsequenzen sein. Bei internationalen klinischen Studien ist eine gut funktionierende Logistik essentiell. Bei einem so genannten „Blockbuster“ -Medikament mit einem Jahresumsatz von 1 Mrd. USD, bedeutet eine verzögerte Markteinführung von einem Tag einen Umsatzverlust von ca. 25 Mio. USD.

Darüber hinaus werden die versteckten operativen Kosten durch die Nutzung eines minderwertigen Logistikdienstleisters jedoch häufig übersehen. Im Durchschnitt werden 0,5% aller temperatursensitiven Pharmatransporte schadhaft durchgeführt. Verderbliche Ware muß dann ersetzt, neu verpackt und neu versendet werden. Verdorbene Produkte müssen vernichtet werden. Die Versicherung deckt normalerweise nicht alle der oben genannten Fälle. Es gibt sogar eine klare Korrelation zwischen der Schadenshäufigkeit eines bestimmten Logistikdienstleisters und der zu zahlenden Versicherungsprämie. Versicherungen sind zum Teil bereit, die Versicherungsprämien um 30% zu reduzieren, falls die Pharmafirma einen „hochwertigen“ Logistiker nutzt.

Ein anderes wichtiges Thema sind verlorene Umsätze. Besonders im Fall von aufwendig zu produzierenden und wenig verfügbaren Produkten (z.B. Tamiflu) kann ein mangelhafter Transport die Umsätze und die Gewinne stark beeinflussen. In den meisten Fällen wird dieses durch ausreichende Warenbestände ausgeglichen. Im Durchschnitt halten die Arzneimittelhersteller eine Lagerreichweite auf fertige Produkte von 47 Tagen. Dies kann ggfs. reduziert werden, wenn ein hochwertiger Logistikdienstleister einwandfreie und pünktliche Lieferungen garantieren kann. Zusätzlich könnten dadurch interne Qualitätskontrollen und der Verwaltungsaufwand für die Behandlung von Schäden und die Abwicklung mit der Versicherung verringert werden.

Natürlich gibt es diese Einsparmöglichkeiten nicht umsonst. Ein spezialisierter und hochwertiger Anbieter wird häufig eine Prämie für das Absenken der Beschädigungsrate in Rechnung stellen. Um das Kosten-Nutzenverhältnis von höherwertiger Logistik zu bewerten, hat Novumed ein Modell entwickelt, dass die folgenden Faktoren berücksichtigt:

- Erhöhte Logistikkosten

- Reduktion von beschädigtem Frachtgut

- Reduktion von Versicherungsprämien

- Optimierung von Lagerbeständen

- Reduktion des Aufwandes für Verwaltung und der Qualitätskontrolle

Die Analyse wurde für drei verschieden bepreiste Produktportfolios durchgeführt (duchschnittl. 20 USD, 100 USD und 500 USD pro Packung).

Für Medikamente mit einem durchschnittlichen Preis von beispielsweise 100 USD pro Packung, macht sich eine Prämie von 25% für einen hochwertigeren Logistikdienstleister bezahlt, falls dieser Anbieter die Schadenshäufigkeit des Transportes beispielsweise um 50% (von normalerweise 0,5% auf 0,25%) verringern kann. Wie erwartet zeigt das Modell auch, dass sich beim Transport von hochpreisigen Medikamenten (durchschnittl. Preis pro Packet bei 500 USD) sogar deutlich höhere Transportprämien rechnen würden. Natürlich benötigen nicht alle Medikamente diesen besonderen Transportaufwand. Aber besonders die wachsende Zahl von Biologicals, Impfstoffen oder einige schwer zu produzierende Produkte, haben oft sehr hohe Warenwerte und benötigen die spezielle Kühlung von 2°C bis 8°C bei Einhaltung der Kühlkette.

Die Studie wurde für einen globalen Luftfrachtdienstleister durchgeführt. Neben dem Recherchieren von diversen internationalen Veröffentlichungen, Industriereporten und Presseartikeln, stützen sich die Ergebnisse der Analyse auch auf >50 Interviews mit Experten pharmazeutischer Hersteller, Versicherungen und Logistikdienstleistern in Europa und den USA.

Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...