Rostock bringt Stammzelltherapie für Herzkrankheiten voran
Der Herzinfarkt gehört zu den größten Gesundheitsrisiken in der westlichen Welt. Die derzeit üblichen Behandlungsmethoden können zwar die Folgen eines Herzinfarktes mildern, jedoch nicht die ursprüngliche Leistungsfähigkeit des Herzens wiederherstellen. "Das kann sich mit einer Stammzelltherapie ändern. Wenn man patienteneigene Stammzellen aus dem Knochenmark in das geschädigte Herzmuskelgewebe einbringt, verbessert sich die Funktionsfähigkeit des Herzens deutlich. Das hat unsere Forschung der letzten Jahre gezeigt", sagt Prof. Dr. med. Gustav Steinhoff, Leiter des RTC. Steinhoff, der auch Direktor der Rostocker Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie ist, erforscht diesen Therapieansatz seit vielen Jahren. Die Ergebnisse der Grundlagenforschung und mehrerer klinischer Studien haben auch die Krankenkassen überzeugt. Sie erkennen die kardiale Stammzelltherapie als "Innovative Therapie" an und erstatten deren Kosten, so dass Steinhoff und sein Team schon weit über 100 Patienten erfolgreich behandeln konnten. Damit zukünftig alle Herzinfarktpatienten in den Genuss dieser vielversprechenden Behandlung kommen können, will das RTC die in Rostock entwickelte kardiale Stammzelltherapie bis zur europaweiten Zulassung begleiten. Mit diesem so genannten Translationsprozess gibt es auf dem noch jungen Gebiet der Regenerativen Medizin, zu der auch Stammzelltherapien gehören, wenig Erfahrung, wie Dr. Gudrun Tiedemann, die Translationsexpertin des RTC erläutert: "Ein Unterschied zu herkömmlichen Medikamenten ist beispielsweise, dass wir es bei der Stammzelltherapie nicht mit einem genau definierten Wirkstoff zu tun haben, sondern mit aufbereiteten lebenden Zellen, die dem Patienten vorher entnommen werden. Für ein Zulassungsverfahren ist das aber kompliziert, weil damit jedes Medikament individuell hergestellt werden muss und eine Standardisierung schwierig ist. Der Gesetzgeber und die Forschung sind dabei, hier Regeln und Verfahren festzulegen, die dennoch die Qualität und Sicherheit der Behandlung gewährleisten. Denn dies ist die wichtigste Voraussetzung für den Einsatz am Patienten."
Bei der Translation will das RTC Maßstäbe setzen. Europaweit einzigartig sei die angestrebte Verknüpfung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung einerseits und Politik, Behörden, Industrie und Interessenverbänden der Gesundheitswirtschaft andererseits. Hierbei soll der Weg von der Forschung bis zum Patienten so kurz wie möglich, dabei gleichzeitig transparent und sicher gestaltet werden. Das verbessere nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern sei auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Das RTC versteht sich damit als Dienstleister für Wissenschaftler, Ärzte und Patienten und will künftig die Erfahrungen, die in den nächsten Jahren gerade mit dem Translationsprozess gesammelt werden, auch anderen Einrichtungen auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin zur Verfügung stellen. Gefördert wird das RTC vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Industriepartner in Forschung und klinischen Studien sind die Miltenyi Biotec GmbH sowie die D-Trust GmbH, eine Tochter der Bundesdruckerei, die zusammen mit dem RTC ein elektronisches Dokumentationssystem für klinische Studien entwickelt.
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