Neuroblastom: Ursachenforschung am häufigsten soliden Tumor der Kindheit

07.04.2009 - Deutschland

Mit ca. 7-8% aller Tumorneubildungen ist das Neuroblastom die zweithäufigste Krebserkrankung in der frühen Kindheit. Es entwickelt sich aus Zellen des sympathischen Nervensystems, die sich aus bisher ungeklärter Ursache, ungehindert vermehren. Bereits sehr früh im Krankheitsverlauf kommt es zur Bildung von Tochtertumoren, die eine operative Entfernung erschweren. Einen weiteren Therapieansatz bei aggressiveren Formen des Neuroblastoms bieten die Chemotherapie und Knochenmarktransplantationen. Eine wirkungsvolle Therapie für die aggressiven Formen des Neuroblastoms besteht jedoch nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht.

In einem von der Wilhelm-Sander Stiftung geförderten Projekt versucht nun die Forschungsgruppe von Prof. Hermann Rohrer am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main grundlegende Mechanismen der Entstehung dieses Tumors aufzuklären.

Die Entwicklung des sympathischen Nervensystems, das unter anderem verantwortlich für die Regulation der Körpertemperatur, der Herzfrequenz und der Organdurchblutung ist, stellt nun schon seit mehr als 20 Jahren den Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe von Prof. Hermann Rohrer dar. In dieser Zeit wurden molekulare und genetische Mechanismen entdeckt und beschrieben, die zur Entstehung von Nervenzellen aus sogenannten Nervenzellvorläufern führen. In Kooperation mit Forschungsgruppen in den USA und in Frankreich konnte das Bild der genetischen Faktoren die zur Entstehung der sympathischen Nervenzellen beitragen, weiter komplettiert werden.

Die Verbindung zwischen Ergebnissen aus der Grundlagenforschung zur Entstehung peripherer Neurone und der klinischen Forschung begründet sich in der Tumorgenese des Neuroblastoms. Durch Analyse des Erbguts von Neuroblastompatienten konnte gezeigt werden, dass ein Teil der Patienten mit einer familiär vererbten Form des Neuroblastoms Mutationen im Phox2b-Gen aufweist. In der Grundlagenforschung war dieses Gen bereits bestens bekannt, da es essentiell für die Entstehung sympathischer Neurone ist und in deren Entwicklung eine Schlüsselrolle einnimmt. Von der Untersuchung der Wirkungsweise dieser Mutationen in verschiedenen experimentellen Modellen versprechen sich Prof. Hermann Rohrer und seine Kollegen Dr. Konstantina Tsarovina und Tobias Reiff Einblicke in deren Auswirkungen auf die Teilungsfähigkeit und Differenzierung der Zellen des sympathischen Nervensystems. Sollten einige der frühen Entwicklungsschritte sympathischer Nervenzellen durch die Mutationen im Phox2b-Gen beeinträchtigt sein, würde dies eine molekulare Erklärung für die Tumorentstehung im Patienten darstellen. Ein genaues Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen die zur Ausbildung des Neuroblastoms führen, könnte letztendlich durch neue Therapiemöglichkeiten und verbesserte Heilungschancen den Patienten zugute kommen.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert die Fortsetzung dieses Forschungsprojekt mit weiteren über 150.000 €, nachdem bislang bereits über 140.000 € Fördermittel geflossen sind.

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