Neuer Tuberkulose-Wirkstoff aus dem Hans-Knöll-Institut
Entdeckt wurde der Wirkstoff vom Team um Dr. Ute Möllmann am HKI. In enger Kooperation mit dem Chemiker Dr. Vadim Makarov aus Moskau gelang ihnen in jahrelanger akribischer Arbeit die Isolierung und Optimierung einer Substanz, die Mykobakterien mit hoher Spezifität abtötet. Ausgehend von einer bestimmten Grundstruktur synthetisierte Dr. Makarov während wiederholter Gastaufenthalte am HKI eine Vielzahl neuer Varianten des Moleküls. Frau Dr. Möllmann analysierte die antibiotische Aktivität dieser Substanzfamilie in sogenannten Bioaktivitäts-Assays. Mit diesen Testverfahren kann unkompliziert und schnell geprüft werden, ob eine bestimmte Substanz für weitergehende Untersuchungen in Frage kommt oder nicht. Die Tests lieferten schließlich den entscheidenden Hinweis auf die neue Substanzklasse. Das Molekül wurde daraufhin von Dr. Makarov chemisch analysiert und synthetisiert. Es übertraf schließlich die optimistischen Erwartungen der beteiligten Forscher. Die Substanz ist nicht nur gegen den Tuberkulose-Erreger selbst hochwirksam, sondern auch gegen die besonders gefährlichen Antibiotika-resistenten Varianten, die sich zunehmend verbreiten und eine Therapie praktisch unmöglich machen. Die vertiefte wissenschaftliche Untersuchung der Substanz erfolgt nun gemeinsam in dem von Prof. Stewart Cole koordinierten europäischen Projektverbund NM4TB ("New medicines for tuberculosis"). Prof. Cole ist nach langjähriger Forschung am Pariser Institut Pasteur nun Direktor des Global Health Institute in Lausanne. Inzwischen konnte gezeigt werden, dass die Benzothiazinone einen völlig neuen Angriffspunkt bei den Tuberkulosebakterien treffen.
Der neu gefundene Wirkstoff wurde nach seiner Entdeckung weltweit zum Patent angemeldet. Nachdem umfangreiche Ergebnisse zur biologischen Wirksamkeit und Verträglichkeit vorlagen, begannen Lizenzverhandlungen mit mehreren Pharmaunternehmen, die an einer Medikamentenentwicklung interessiert waren. Die Wahl fiel nach intensiven Gesprächen und Prüfungen schließlich auf den amerikanischen Konzern Inverness Medical Innovations und dessen Jenaer Tochterunternehmen, CLONDIAG GmbH. Die Verhandlungen zur Lizenzerteilung gestalteten sich nach eigenen Angaben sehr kompliziert, da daran Partner aus vier Nationen beteiligt waren. Das HKI sicherte sich hierfür die Unterstützung durch die Ascenion GmbH, einem auf die Verwertung von Schutzrechten im Bereich der Lebenswissenschaften spezialisierten Unternehmen.
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