Biotech-Start-ups gehen Entzündungen auf den Grund

BioChance-Verbundprojekt "Entzündungs-spezifische BioChips"

07.03.2002

Berlin, 6. März 2002.- Freude bei den Teams der Biotech-Start-ups SCIENION AG Berlin und Conaris Research Institute GmbH Kiel: Rund 2,5 Mio Euro Fördergelder werden dieser Tage überwiesen. In der fünften Auswahlrunde des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten BioChance-Programms konnten sich beide Unternehmen diesen Betrag sichern. Das Verbundprojekt entzündungs-spezifischer DNA- und Protein-BioChips (Microarrays) überzeugte die Juroren. Insgesamt waren in dieser Runde 49 Vorhaben eingereicht worden, aus denen ein hochkarätiges Gremium unabhängiger Fachgutachter insgesamt acht Biotechnologie-Projekte auswählte und finanziell unterstützt.

Ziel des Verbundprojektes, bei dem hochleistungsfähige Plattformtechnologie und gut erfasste klinisch aussagefähige Patientendaten zusammengeführt werden, ist die Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Produkten im Entzündungsbereich. Im Ergebnis wird ein wichtiger Beitrag zur Entzündungsforschung, z.B. auch für Asthma, Allergien, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis oder Immunerkrankungen stehen. Mit dem anvisierten Forschungsprojekt bewegen sich die beiden Biotech-Start-ups an der vordersten Front der Medikamentenentwicklung für Entzündungserkrankungen.

Chronisch entzündliche Erkrankungen sind durch ihre Häufigkeit, die hohe Beeinträchtigung von Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen sowie ihre Wechselwirkung mit anderen Erkrankungen ein therapeutisch hochrangiges Ziel. "In dem geförderten Verbundprojekt sollen", so Conaris-Geschäftsführer Prof. Stefan Schreiber, "bereits durch unser Institut bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen erzielte und validierte Untersuchungsergebnisse weiter in Richtung Proteomics, funktionaler Assays und Therapeutika Screening ausgebaut werden." Dabei werden aus den Datensätzen identifizierter Gene entzündungsspezifische, diagnostische DNA-Chips hergestellt und im folgenden die relevanten Proteine analysiert. Diese bilden die Grundlage für das Herstellen entsprechender Antikörper sowie Protein-BioChips, mit denen Protein-Protein-Interaktionen und Protein-Wirkstoff-Wechselwirkungen erforscht werden können - wichtig letztlich für die pharmakologische Medikamentensuche und Behandlung von Entzündungen.

"Derzeit gibt es weltweit noch kein angewandtes Verfahren - nicht in der medizinischen Diagnostik, nicht in der Therapie von Erkrankungen -, mit welchem die komplexen Prozesse von chronisch entzündlichen Erkrankungen auf molekularer Ebene identifiziert, charakterisiert und überwacht werden können", betont Dr. Holger Eickhoff, CEO von SCIENION, die wissenschaftliche und auch wirtschaftliche Relevanz des Vorhabens. Der Einsatz von DNA- oder Protein-Microarrays stelle gegenwärtig die einzige Methode dar, mit der diese Anforderungen in generellem Ansatz zu erreichen seien.

Die Kooperation von Conaris und SCIENION ist darauf gerichtet, vorhandenes Know-how optimal zu verbinden und durch eine effiziente Struktur zu gewährleisten, dass die klinischen Forschungsergebnisse direkt in die Industrie transferiert und dort für Therapien nutzbar gemacht werden. Im ersten Ansatz sind durch Conaris Gewebsgemische chronisch entzündlicher Darmerkrankungen großer charakteristischer Patientengruppen analysiert und eine Klonbibliothek der meisten, für definierte Entzündungszustände verantwortlichen Gene erstellt worden. Von Vorteil ist dabei, dass dieses Gewebe repräsentativ für ein breites Spektrum entzündlicher Erkrankungen ist. Auf dieser Basis entwickelt SCIENION verschiedene DNA- und später Protein-Microarrays, mit deren Hilfe Interaktionen und krankheitsrelevante funktionale Proteinnetzwerke identifiziert und molekulare Ursachen von entzündlichen Erkrankungen aufgespürt werden können. Für die Herstellung der Entzündungs-Arrays bedient sich SCIENION seiner international patentierten, kosten- und materialsparenden 2D/3D-BioChip-Technologieplattform.

Beide beteiligten Biotech-Start-ups betreten mit diesem Projekt Neuland. Holger Eickhoff: "Derzeit ist weltweit kein Biochip für die Visualisierung von Entzündungsprozessen oder für die Interaktionen von bei Entzündungsprozessen beteiligten Proteinen verfügbar. Gleichwohl gibt es im boomenden Feld der funktionellen Genom- und Proteomanalyse eine immense Nachfrage nach einer kosteneffektiven und hochparallelen Analyse von Entzündungsstadien." Der universelle Einsatz der Entzündungs-BioChips in biologisch und diagnostisch arbeitenden Labors der akademischen Forschung, in der Biotech- und Pharmaindustrie verspricht ein enormes Vermarktungspotenzial. "Doch die Realisierung des Vorhabens", ergänzt Prof. Schreiber im Einklang mit seinem Kollegen Eickhoff, "wird noch einigen Aufwand an Forschungszeit und Experimenten erfordern. Die jetzt erfolgte BMBF-Förderung im Rahmen des BioChance-Programms wird beitragen, die finanziellen Risiken dieses innovativen Verbundprojektes zu mindern und uns anspornen die Ergebnisse schnell praxiswirksam werden zu lassen."

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