Neuer Biomarker zur Vorhersage des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos identifiziert
"Schon vor einiger Zeit beobachteten wir, dass erhöhte Fetuin-A-Werte im Blut mit einer verminderten Insulinempfindlichkeit der Körperzellen einhergehen und auf eine verstärkte Fetteinlagerung in der Leber hinweisen," erklärt Ullrich Häring, Direktor der Medizinischen Klinik IV des Universitätsklinikums Tübingen. "Diese Beobachtung brachte uns auf die Idee, mit Hilfe der Potsdamer EPIC-Studiendaten die Zusammenhänge zwischen Fetuin-A-Werten und dem Auftreten bestimmter Erkrankungen näher zu untersuchen", ergänzt Cornelia Weikert, Epidemiologin am DIfE.
Vor kurzem hatte das Team aus Ärzten und Epidemiologen bereits gezeigt, dass Fetuin-A ein unabhängiger Risikomarker für den Typ-2-Diabetes ist. Nun kann es erstmals belegen, dass auch ein starker Zusammenhang zwischen Fetuin-A-Spiegeln und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht und dies unabhängig von bekannten Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes. Unabhängig von solchen Faktoren hatten Personen mit einem sehr hohen Fetuin-A-Blutwert im Vergleich zu Personen mit einem niedrigen Wert ein 3,3fach erhöhtes Herzinfarkt- beziehungsweise ein 3,8fach erhöhtes Schlaganfallrisiko.
An der Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie, die die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht, nehmen seit 1994 mehr als 27.000 Erwachsene teil. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 8,2 Jahren erlitten 227 Studienteilnehmer einen Herzinfarkt. Bei 168 Teilnehmern diagnostizierten Ärzte einen ischämischen Schlaganfall.
"Der von uns beobachtete Zusammenhang zwischen erhöhten Fetuin-A-Spiegeln im Blut und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen ist außergewöhnlich stark", erklärt Cornelia Weikert. Daher hoffe man, Fetuin-A nicht nur als Biomarker einsetzen zu können. Man wolle Fetuin-A auch als neuen Ansatzpunkt nutzen, um die dem Herzinfarkt und Schlaganfall zugrunde liegenden pathogenen Mechanismen zu erforschen und besser zu verstehen. "Unsere Ergebnisse deuten an, dass der Leberstoffwechsel und dabei vor allem die Fettleber für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt", sagt Andreas Fritsche von der Medizinischen Klinik IV, Abteilungen Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie des Universitätsklinikums Tübingen. Angesichts der großen Zahl von Menschen, die von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind, sei es dringend notwendig, die Forschung in diese Richtung zu verstärken.
Originalveröffentlichung: Weikert, C. et al.; Circulation 2008
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