Vom Biotech-Schlaraffenland zur Biotech-Wüste

Centrum für Entrepreneurship und Innovation der Universität Potsdam (BIEM-CIEP) stellt Zukunftsszenarien für die Biotechbranche vor

29.09.2008 - Deutschland

Mit einer Szenarioanalyse hat das Centrum für Entrepreneurship und Innovation der Universität Potsdam (BIEM-CIEP) den Dienstleistungssektor in der roten Biotechnologie und mögliche Entwicklungen in der nahen Zukunft untersucht. In ihrer Analyse beschreiben Prof. Dr. Gudio Reger, Dana Mietzner und Michael Nolting drei mögliche Zunkunftsszenarien, die das Spektrum von einem "Biotech-Schlaraffenland" bis zu einer "Biotechwüste" abdecken.

Im Szenario "Biotech-Schlaraffenland" wird von einer Vereinfachung des Steuerrechts, gelebter Innovation und einer starken Förderung der Wissenschaft ausgegangen. Dadurch, dass die F&E-Abteilungen der großen Pharmakonzerne die Entwicklung nicht mehr alleine tragen können, ist das Szenario durch starke Neugründungen geprägt, die aber andererseits mit kurzen Lebenszyklen der Firmen und daraus resultierenden fehlenden Standards in der Branche einhergehen. Als Folge werden Fusionen und Übernahmen erwartet, die auch zu einer Kombination von verschiedenen Verfahren zum Beispiel aus der grünen und roten Biotechnologie führen.

Eine hohe Innovationskraft in Deutschland ist auch der Ausgangspunkt des Szenarios "Biotech-Spielplatz", in dem es aber durch strenge ethische Vorgaben, ein kompliziertes Steuerrecht und eine Unterfinanzierung im Gesundheitssystem zu Gründungen von Unternehmen im Ausland kommt. Die Unternehmen sind darauf angewiesen, ihr Profil kontinuierlich zu schärfen, und die weiter durch Fusionen gewachsenen Pharma-Unternehmen versuchen in diesem Szenario, biotechnologische Methoden in ihren eigenen F&E-Abteilungen vorzuhalten. Nur der Sektor Biotech-Dienstleistung wächst, und aufgrund eines schnellen Technologietransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fehlen Standards, was zur Koexistenz verschiedener Techniken führt. Dadurch bleiben die Biotech-Unternehmen klein und instabil.

Unter dem Titel "Biotech-Wüste" steht das dritte Szenario, bei dem die deutsche Biotechnologielandschaft langsam stirbt und der wissenschaftliche Nachwuchs ins Ausland abwandert. In diesem Szenario führen Hürden wie Bürokratie, mangelnde Förderung und ein unterfinanziertes Gesundheitssystem zu einer mangelnden Gründungsaktivität. Die großen Pharmakonzerne betreiben ihre Forschung komplett selbst, so dass die Biotechfirmen durch Fusionen versuchen, den Wettbewerb zu vermindern um die nötige Bedeutung zu erlangen. Durch die Fokussierung auf wenige Unternehmen kommt es zwar zur Ausbildung von Standards, die jedoch mit kontinuierlichen Teuerungen einhergeht, was sich wiederum negativ auf die akademische Forschung und kleinere Unternehmen auswirkt.

Neben diesen Szenarien ist ein weiteres Ergebnis der Arbeit im Rahmen des Projekts "New Market Intelligence: Evaluation und Identifikation von Auslandsmärkten für Dienstleistungen in der roten Biotechnologie" die Entwicklung eines Strategie-Tools für die systematische Vorausschau neuer Märkte und Geschäftsmöglichkeiten für Biotechnologieunternehmen, das auf der Biotechnica vorgestellt wird.

Originalveröffentlichung: Gudio Reger, Dana Mietzner, Michael Nolting; "Szenario-Analyse - Dienstleistungen in der roten Biotechnologie (DLrbT)", Shaker Verlag 2008.

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