Weltweit werden immer mehr gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut
Bonn (dpa) - In einer rasanten Entwicklung werden weltweit immer mehr gentechnisch veränderte Nutzpflanzen angebaut - Vorreiter sind die USA. Die kommerzielle Anbaufläche sei allein von 2000 bis 2001 um knapp 20 Prozent auf 52,6 Millionen Hektar gewachsen, berichtete Clive James am Donnerstag in Bonn. James ist Präsident der ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications/Washington). Die Anbaufläche ist damit etwa 1,5 Mal so groß wie Deutschland.
Angebaut werden vor allem gentechnisch veränderte Sojabohnen, Mais und Baumwolle, in Deutschland bisher nur ganz begrenzt Mais. Die nichtkommerzielle Freisetzung auch anderer Pflanzen wie Zuckerrüben auf Versuchsfeldern in Deutschland ist an Genehmigungsverfahren und Kontrolle gebunden.
Nach einer neuen ISAAA-Studie, die auf einem vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) veranstalteten Kongress vorgestellt wurde, stehen die USA beim Anbau transgener Pflanzen mit einem Anteil von 68 Prozent oder 35,7 Millionen Hektar Fläche (2001) deutlich an der Spitze. Das entspricht der Gesamtfläche Deutschlands. Beim Anbau folgen Argentinien (11,8 Mio ha), Kanada (3,2) und China (1,5).
Deutschland ist mit 0,1 Millionen Hektar Anbaufläche verzeichnet. Insgesamt seien die 52,6 Millionen Hektar von rund 5,5 Millionen Bauern in 13 Ländern bepflanzt worden. Nach Angaben des Experten Joachim Schiemann von der Biologischen Bundesanstalt (BBA/Braunschweig) gibt es außerdem mit mehr als 100 Pflanzenarten weltweit bereits Freilandversuche.
Die «grüne Gentechnik» ist unter Experten wie auch politisch höchst strittig. Sie biete zur Lösung des globalen Ernährungsproblem mit Steigerung der Erträge, höherer Produktivität, Resistenz gegen Schädlinge und Herbizidtoleranz große Chancen, die genutzt werden müssten, meinte James. Negative ökologische oder gesundheitliche Auswirkungen seien bisher nicht beobachtet worden. Der Öffentlichkeit fehle es vielfach an sachlichen Informationen. «Für die Einschätzung ist leider die Wahrnehmung entscheidend, nicht die Realität.»
Auch die deutsche Lebensmittelwirtschaft sieht die Gentechnik als «einer der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts» positiv. Sie beklagte eine verbreitete «Stigmatisierung» auch der mit Gentechnik hergestellten Produkte.
Umweltverbände und Kritiker lehnen die Gentechnik dagegen unter Verweis auf Risiken und noch nicht absehbare Folgen grundsätzlich ab. «Es ist keine Technologie, die zur Zeit für die Praxis geeignet ist», betonte der Gentechnik-Experte Christoph Then von Greenpeace. «Die ökologischen Risiken sind nicht abschätzbar, die Verbreitung ist nicht kontrollierbar und die Methoden der Risikoabschätzung im Lebensmittelbereich sind ungenügend.»
In der Debatte um neue EU-Bestimmungen zu Zulassung, Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit gentechnisch veränderter Lebensmittel warnte der BLL vor einem Übermaß staatlicher Regelungen, die der Gentechnik jede Chance in Europa nehmen würde. James betonte: «Europa muss sich entscheiden, ob es mitmachen will, sonst droht das Abseits bei der Entwicklung einer nützlichen Zukunftstechnologie, die ohnehin in anderen Teilen der Welt und großen Ländern wie den USA, China, Brasilien, Indien und Mexiko eingesetzt wird.»
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