Menschliche Stammzellen heilen nervenkranke Mäuse

09.06.2008

(dpa) ­ Mit Hilfe menschlicher Stammzellen haben US- Forscher eine angeborene und tödliche Nervenkrankheit erfolgreich behandelt, allerdings zunächst bei Mäusen. Die Wissenschaftler transplantierten die menschlichen Stammzellen ins Gehirn der Nager, woraufhin diese die bei den Tieren fehlende Schutzhülle um die Nervenfasern bildeten. Die Symptome der Erkrankung besserten sich daraufhin, ein Teil der Tiere wurde gar völlig geheilt, wie die Forscher im Journal «Cell Stem Cell» (Bd. 2, S. 553) berichten.

Die häufigste Erkrankung im Zusammenhang mit der Schutzhülle von Nerven (Myelinscheide) ist beim Menschen die Multiple Sklerose, kurz MS. Dabei wird die Schutzhülle im Laufe des Lebens vom eigenen Immunsystem angegriffen und so nach und nach zerstört. Bei Kindern zählen zu den Erkrankungen der Myelinscheide unter anderem das Tay- Sachs-Syndrom und die Krabbe-Krankheit.

Für ihre Versuche setzten die Wissenschaftler um Steven Goldman vom University of Rochester Medical Center (US-Staat New York) Mäuse ein, denen die Myelinscheide fehlt. Diese Schicht umhüllt normalerweise die Nervenfasern und isoliert sie dadurch. Nur so können Nervensignale schnell und störungsfrei von einer Zelle zur nächsten geschickt werden. Das Myelin wird im Zentralnervensystem von den sogenannten Oligodendrozyten gebildet. Vorläufer dieser Zellen, gewonnen aus menschlichen embryonalen Stammzellen, transplantierten die Wissenschaftler nun in das Gehirn neugeborener Mäuse.

Die Zellen breiteten sich daraufhin im Gehirn und im Rückenmark aus. Um die Nervenfasern herum bildete sich eine vollständige Myelinscheide aus, elektrische Signale wurden in der Folge mit normaler Geschwindigkeit durch die Nervenfasern übertragen. Die typischen Symptome der Nervenerkrankung ­ etwa Zittern, Schwäche in den Gliedmaßen, Wahrnehmungsstörungen ­ besserten sich erheblich. Bei einem Teil der Tiere stieg die Lebensdauer deutlich an. Normalerweise sterben Mäuse mit der Erkrankung im Alter von fünf Monaten. Einige der Mäuse mit den transplantierten Stammzellen lebten hingegen auch ein Jahr nach der Behandlung noch. Die Forscher hoffen nun, dass Verfahren weiter verbessern zu können, so dass mehr Tiere auf die Behandlung ansprechen. Letztlich soll es eingesetzt werden, um Myelinerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen zu behandeln.

Bereits 2005 hatten US-Forscher menschliche Stammzellen in Mäuse mit Rückenmarkverletzungen injiziert. Dies führte zu einer deutlichen Verbesserung der Beweglichkeit, berichteten Forscher. Die Stammzellen entwickelten sich zu Nervenzellen, die dann auch Verbindungen zu anderen Nervenzellen eingingen. Andere US-Forscher zeigten, dass embryonale Stammzellen vom Menschen im Hirn von Mäusen funktionierende Nervenzellen bilden.

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