"Munich Centre for Organelle Research (CORE)": Neues Zentrum soll Entstehung des Lebens erforschen

18.02.2008

Die Entstehung des Lebens und die Entwicklung unterschiedlicher Organismen bildeten schon immer ein wichtiges Forschungsgebiet der Naturwissenschaften. Eine neue Dynamik versprechen jetzt die Entschlüsselung ganzer Genome sowie die großen Fortschritte bei der Untersuchung der Genome, der Proteine und der zellulären Vorgänge. Diese Weiterentwicklung von Genomics, Proteomics und Metabolomics gewähren nicht nur einen tieferen Einblick in die Funktion von Organismen, sondern auch in die evolutionäre Entwicklung, die der Ausbildung der verschiedenen Arten zugrunde liegt. Entscheidend für die Entstehung höherer Organismen war die Integration einzelliger Lebewesen, die sich auch in unseren Zellen als wichtige Bestandteile finden.

Arbeitsgruppen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München haben nun das "Munich Centre for Organelle Research (CORE) als fakultätsübergreifende Einrichtung gegründet, um die bereits bestehende Expertise zur Erforschung dieser endosymbiontischen Organellen an diesem Standort besser zu verzahnen und - auch europaweit - auszubauen.

Die Photosynthese betreibenden Chloroplasten der Pflanzen, die Energie erzeugenden Mitochondrien aller höheren Lebenwesen und auch andere wichtige Zellbestandteile stammen von einst frei und unabhängig lebenden Organismen ab. Diese wurden vor Millionen Jahren von Wirtszellen aufgenommen und so dauerhaft integriert, dass sie schon vor langer Zeit ihre genetische Unabhängigkeit verloren haben. "Die Umwandlung der Endosymbionten in die Zellorganellen Mitochondrien und Chloroplasten zur Freisetzung potentieller Synergien bedingte einen massiven Anpassungsprozess auf genetischer, physiologischer und zellulärer Ebene", berichtet Professor Jürgen Soll von der Fakultät für Biologie und Koordinator von CORE. "Neben der Entwicklung der Mitochondrien und Chloroplasten mit ihrer essentiellen Bedeutung für die Energiegewinnung und Transformation eukaryotischer Zellen ist eine Reihe spezialisierter Formen dieser Organellen entstanden, etwa die Hydrogenosomen, die Mitosomen, die Apikoplasten, aber auch so genannte nicht-photosynthetische Plastiden."

Bereits heute ist München nach eigenen Angaben ein Zentrum von internationalem Rang im Bereich der Forschung an endosymbiontischen Organellen. "Dieses Potential wollen wir auch in Zukunft erhalten und noch weiter ausbauen", meint Soll. "Das neu gegründete Zentrum CORE soll die Münchner Arbeitsgruppen untereinander, aber auch mit internationalen Forschergruppen vernetzen, die sich schwerpunktmäßig mit der Entstehung, Funktion und Bedeutung von Mitochondrien und Plastiden beschäftigen." Das Zentrum soll helfen, Forschung und Lehre zum Thema "endosymbiontische Organellen" in der gebotenen Bandbreite fachübergreifend zu koordinieren und zu bündeln. Ein weiteres Ziel ist die Initiierung gemeinsamer Drittmittelanträge mit der dafür nötigen logistischen Unterstützung. CORE wird zudem Seminare und Ringvorlesungen anbieten und damit interdisziplinäre Master- und Graduiertenstudiengänge im Bereich der Lebenswissenschaften unterstützen.

Das Zentrum soll aber auch Teil einer europaweiten Initiative sein, deren Ziel es ist, die Forschung an den Organellen transdisziplinär auszubauen und sichtbar zu machen. So existiert in Norwegen bereits ein weiteres CORE-Zentrum. In München sind derzeit die beiden Sonderforschungsbereiche TR1 "Endosymbiose" und der SFB 594 "Molekulare Maschinen in Proteinfaltung und Proteintransport" Keimzellen des Projekts. "CORE steht aber allen interessierten Wissenschaftlern offen", betont Soll. Gegründet wurde das Zentrum von Professor Kai Hell, Professor Hans-Ulrich Koop, Professor Dario Leister, Professor Jörg Meurer, Professor Jörg Nickelsen, Professor Walter Neupert, Professor Jürgen Soll und Professor Ute Vothknecht.

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