Lähmung durch Rivalität der Gehirnhälften?
Forscher aus Jülich und Köln zeigen neuen Ansatz in Schlaganfall-Therapie
Die Neurologen aus Jülich und Köln untersuchten Patienten mit einem erstmaligen Schlaganfall mithilfe der funktionellen Kernspintomographie. Die Forscher um Prof. Dr. Gereon Fink und Dr. Christian Grefkes setzten ein neuartiges Analyseverfahren ein, mit dem sichtbar wird, wie verschiedene Hirnarealen bei Bewegungsabläufen zusammenarbeiten. Damit konnten sie zeigen, dass die motorische Hirnrinde, welche für die Steuerung der gelähmten Hand zuständig ist, bei einem Teil der Patienten von der gesunden Hirnhälfte gehemmt wird. Auch andere Regionen des Gehirns, die sich weit entfernt von dem Ort des Schlaganfalls befinden, weisen eine Störung dieses funktionellen Zusammenspiels auf.
Fink und Grefkes konnten belegen, dass ein hoher Zusammenhang besteht zwischen der Stärke, mit der die motorische Hirnrinde der erkrankten Seite durch die gesunde Hirnhälfte gehemmt wird, und dem individuellen Ausmaß der Lähmung der vom Schlaganfall betroffenen Hand. Dies bedeutet, dass durch technische oder medikamentöse Maßnahmen, die das gestörte Zusammenspiel der verschiedenen Hirnhälften korrigieren, eine Funktionsverbesserung der gelähmten Hand auch nach mehreren Monaten und sogar Jahren möglich wird. Der neue Ansatz der Wissenschaftler eröffnet Möglichkeiten, gezielt Störungen der motorischen Netzwerkarchitektur des Gehirns zu behandeln, um Lähmungen oder andere Funktionsdefizite nach einem Schlaganfall zu verbessern.
Originalveröffentlichung: Annals of Neurology 2007.
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