Wenn in der Höhe die Luft knapp wird

Leipziger Anästhesistin PD Dr. Claudia Höhne erhielt Albrecht-Ludwig-Berblinger-Preis für Forschung zur medikamentösen Prophylaxe des Höhen-Lungenödems

06.07.2007

Die Anästhesistin PD Dr. Claudia Höhne von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Universität Leipzig wurde kürzlich mit dem Wissenschaftspreis der Deutschen Akademie für Flug- und Reisemedizin, dem Albrecht-Ludwig-Berblinger-Preis, ausgezeichnet. Sie beeindruckte die Jury, den Wissenschaftlichen Beitrat der Akademie, mit Ihrer Arbeit zum Thema: "Pulmonale Vasodilatation durch Azetazolamid während akuter Hypoxie ist unabhängig von der Hemmung der Carboanhydrase".

Ihre Forschungen, die sie noch während ihrer Zeit an der Charité, am Campus Virchow-Klinikum in Berlin durchführte, widmen sich der Pathogenese und Prävention des Höhen-Lungenödem. Diese "Wassersucht" in der Lunge entsteht, wenn anfällige Personen rasch in große Höhen aufsteigen. Je höher der Mensch klettert, desto geringer ist der Luftdruck. Für den Bergsteiger bedeutet dies, dass beim Atmen immer weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. Auf diesen Sauerstoffmangel reagieren die Blutgefäße der Lunge: In der "Annahme", dass es sich nur um einen kurzzeitigen Engpass handelt, ziehen sie sich zusammen und wollen so den Transport sauerstoffarmen Blutes in den Gesamtkreislauf verhindern und die Durchblutung in den besser belüfteten Arealen verstärken. Wenn das Sauerstoffdefizit, wie beispielsweise auf einer Bergtour, jedoch länger anhält, kann das dramatische Folgen haben: Flüssigkeit tritt aus den Lungengefäßen ins Lungengewebe. Die Betroffenen verspüren Atemnot, Herzrasen, Husten. Nun könnten Bergsteiger diesem lebensbedrohlichen Zustand entgegenwirken, wenn sie rechtzeitig zum Abstieg blasen. Doch bei vielen lässt der Ehrgeiz das nicht zu. Andere Menschen können - zum Beispiel wegen geologischer Forschungsaufgaben - diesen Weg nicht problemlos wählen. Also greifen sie nach einem Medikament, zum Beispiel Azetazolamid (Diamox®).

Das Ziel der von PD Dr. Claudia Höhne geleiteten Forschungsgruppe war es, herauszufinden, wie dieses Medikament wirkt. "Ursprünglich war es nämlich nicht für Bergsteiger erfunden, sondern unter anderem für Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck. Die Bergsteiger haben die von ihnen erwünschte Wirkung eher zufällig entdeckt", erklärt die Anästhesistin den Ausgangspunkt ihrer Studie. "Es lag die Frage auf der Hand: Was passiert in den Blutgefäßen der Lunge, wenn der Organismus mit diesem Medikament konfrontiert wird? Verhindert Azetazolamid deren reflektorisches Zusammenziehen?" Im Experiment atmeten die Tiere sauerstoffarme Luft ein und wurden so künstlich in die Höhe versetzt. Mit filigranen Kathedern wurde der Druck in der Lunge bei unterschiedlicher Medikamentengabe gemessen.

"Es ist bekannt, dass Diamox® die Aktivität des überall im Körper vorhandenen wichtigen Enzyms Carboanhydrase hemmt. Also wussten wir, welchen biochemischen Aspekt wir im Auge haben müssen. Was hat nun die Hemmung dieses Enzyms mit der Wirkung des Medikamentes auf die Lungengefäße zu tun? Weitere Studien erbrachten, dass ähnliche, sich nur durch wenige Molekül-Strukturen unterscheidenden Medikamente zwar eine ähnliche Wirkung auf die Carboanhydrase haben, aber die Lungengefäße nicht beeinflussten. Es wäre also erstrebenswert, Diamox® so zu modifizieren, dass es ohne nennenswerte Nebenwirkungen die Druckprobleme in der Lunge löst."

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