Per Nanotaxi durch die Haut
420.000 Euro für Erforschung neuer Transportwege für Arzneien
Grundlage des Projekts sind Erkenntnisse von Monika Schäfer-Korting, Leiterin der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie des Instituts. Sie hatte herausgefunden, dass an Nanopartikel gebundene Wirkstoffe besser in die Haut eindringen. Diese Partikel bestehen aus drei Komponenten. Zwei Teile bilden eine Art "Nanotaxi", das dem Arzneistoff sicheren Halt gibt, ihn transportiert und am Ziel absetzt. Die nach innen gerichteten Molekül-Enden der Vehikelhülle (erste Komponente) binden gut an kleine Fettmoleküle (Lipide). Dieser Lipidkern, die zweite Komponente, dient als Verankerung für den dritten Teil, den Arzneistoff. Je nach Art des Wirkstoffs wird dieser entweder vollständig in den Lipidkern integriert oder er ragt etwas aus dem Nanogebilde heraus, um seine passgenauen Strukturen den Bindungsstellen der anvisierten Zielzellen zu präsentieren. Nach geglücktem Transport soll sich das Nanotaxi auflösen und die Arznei ihren Wirkung entfalten.
Damit die Beförderung so reibungslos funktioniert, müssen sowohl das Arzneistoffmolekül als auch die Verbindungen des "Fahrzeugs" im selben Arbeitsgang, der so genannten Hochdruck-Homogenisation, zu einem stabilen Lipid-Nanopartikel verbunden werden. "Die Haut hat eine Lipidbarriere, deshalb hoffen wir mit den Lipid-Nanopartikeln ein optimales Wechselspiel zu erreichen", sagt Kleuser. Entscheidend ist auch, welchen Weg das Nanotaxi mit der Arzneifracht einschlägt. Dazu werden drei Möglichkeiten untersucht: Erstens können die Nanopartikel gleich mit den Lipiden der obersten Hautschicht verschmelzen und ihren Wirkstoff freisetzen. Zweitens sind die Teilchen aufgrund ihrer stabilen Struktur auch dazu fähig, tiefer in die Haut einzudringen. Noch tiefer, nämlich bis zu den Haarbälgen, sollen sie bei der Aknebehandlung gelangen. Für diesen dritten Weg müssen die Lipid-Nanopartikel dann ein spezielles Design erhalten.
In vier Jahren wollen die Forscher die neuartigen Medikamente in Form einer Creme oder Salbe mit lokal begrenzter Wirkung bereitstellen. Durch den effektiven Transport und die punktgenaue Freisetzung kann so die therapeutisch nötige Wirkstoffmenge reduziert und unerwünschte Nebenwirkungen weitestgehend vermieden werden.
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