Wissenschaftspreis Molecular Bioanalytics 2006 verliehen
Dr. Thomas Tuschl erhält 50.000 Euro
Nicht die DNA, sondern die eng verwandte RNA steht bei Tuschls Forschungsarbeiten im Mittelpunkt. Tuschl publizierte in 2001 erstmalig, wie er Gene in Säugerzellen gezielt verstummen lassen kann. RNA-Kleinstbausteine kommen natürlich in Zellen vor und regulieren die Genfunktion, also die Proteine, die eine Zelle hervorbringt. Mit Hilfe von künstlich geschaffenen Bausteinen, den siRNAs (small interfering RNA), die er gezielt in Säugerzellen einbrachte, schuf Tuschl eine neue analytische Methode: die RNA-Interferenz. Mittlerweile wird damit in allen molekularbiologischen Forschungslabors gearbeitet und die Technologie ist für künftige Diagnosen und Therapien gleichermaßen von großer Bedeutung. Tuschl fand außerdem heraus, dass die den siRNAs sehr ähnlichen miRNAs (micro RNAs) in nahezu allen höheren Organismen vorkommen und dort wichtige regulatorische Funktionen haben.
Gene und ihre Funktion stehen im Fokus der diagnostischen und therapeutischen Forschung. Durch die gezielte Geninaktivierung mit den siRNAs lässt sich jetzt eine Zelle in einem beliebig ausgewählten Stadium untersuchen und feststellen, welche Gene gerade eine tragende Rolle im Zellzyklus spielen. Mittlerweile weiß man, dass die miRNAs in Tumorzellen oder -gewebe im Unterschied zu gesundem Gewebe bestimmte Expressionsmuster aufweisen. Diese liefern entscheidende Hinweise zur Diagnose eines Tumors. Daraus lassen sich wiederum wichtige Informationen für die therapeutische Behandlung ableiten.
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