"Grüne Gentechnik" im Mittelpunkt des Zweiten Bayreuth-Kulmbacher Fachgesprächs
"Grüne Gentechnik" - dieses Schlagwort bezeichnet die Anwendung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelproduktion. Seit vor zehn Jahren erstmals gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wurden, hat sich diese Technologie international zu einem bedeutenden Forschungs- und Wirtschaftszweig entwickelt, dem ein hohes Innovations- und Wachstumspotenzial zugeschrieben wird. Unter dem Leitthema "Grüne Gentechnik - Wohin geht die Lebensmittelforschung?" hatten daher die Universität Bayreuth und die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) am Standort Kulmbach zu einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. Beide Einrichtungen verfügen über langjährige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen im nordbayerischen Raum.
Mehr als 80 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien waren zum Zweiten Fachgespräch nach Schloss Thurnau gekommen. In seinem Einführungsreferat betonte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel, die Chancen, die die Grüne Gentechnik für eine nachhaltige Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie in Deutschland biete. Diese Perspektiven dürften nicht durch eine von Vorurteilen und Ängsten dominierte öffentliche Diskussion verspielt werden.
Wissenschaftler der Universität Bayreuth und der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel stellten in ihren Fachvorträgen ein breites Spektrum von Anwendungsgebieten der Gentechnik vor. Dazu gehören heute z.B. die Erzeugung krankheits- und schädlingsresistenter Nutzpflanzen, die Steigerung landwirtschaftlicher Erträge bei ungünstigen Bodenvoraussetzungen, die Verbesserung der Qualität und Haltbarkeit von Lebensmitteln, die Produktion von Impfstoffen oder die Möglichkeit, tierische Produkte mithilfe molekulargenetischer Verfahren bis zum Erzeuger zurück zu verfolgen. Forschungsergebnisse aus der Biochemie und der Biomedizin werden weltweit immer intensiver im Landbau, in der Tierzucht und in der Nahrungsmittelindustrie für neue Herstellungsverfahren und Produkte genutzt. In manchen Bereichen der Landwirtschaft ist der Einsatz der Grünen Gentechnik schon heute nicht mehr wegzudenken: So wird gentechnisch veränderter Soja bereits auf mehr als 70% der Weltanbaufläche erzeugt.
Die Referenten der Tagung favorisierten einmütig eine Koexistenz von konventionellem Landbau, ökologischem Landbau und Landbau mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Sie erörterten an ausgewählten Beispielen sowohl die wirtschaftlichen Potenziale der Gentechnik als auch die Risiken, die in der Öffentlichkeit vielfach Besorgnisse und Ängste auslösen. Dabei forderten sie eine rationale Herangehensweise, die mit soliden wissenschaftlichen Verfahren arbeitet, umsichtig die Folgen gentechnischer Eingriffe bedenkt, sich aber nicht von Emotionen beherrschen lässt. Denn gerade die Lebensmittelforschung ist imstande, empirisch fundierte Beiträge zur Abklärung von Risiken zu leisten. So konnten Forscherteams der BfEL am Standort Kulmbach und der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig in umfangreichen Studien der Befürchtung entgegentreten, die Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen an Nutztiere bewirke eine Kontamination von Lebensmitteln, die aus dem Fleisch dieser Nutztiere hergestellt werden. In keinem Fall konnten im Gewebe von Nutztieren, die mit gentechnisch verändertem Mais gefüttert wurden, DNA-Fragmente nachgewiesen werden, die für dieses Futtermittel spezifisch sind und daher im Gewebe von Tieren, die nur mit konventionellem Mais versorgt werden, nicht vorkommen.
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