Neue Perspektive für die Behandlung des Ovarialkarzinoms
Antikörper gegen das Adhäsionsmolekül L1 hemmen das Wachstum von Tumorzellen in Zellkulturen und die Ausbreitung der Tumoren im Mausmodell
Der viel versprechende Ansatzpunkt für eine neue Therapie ist das Membran gebundene Adhäsionsmolekül L1, das mit anderen Zelladhäsionsmolekülen und -rezeptoren interagiert. Die dadurch in Gang gesetzte Signalkaskade führt zur Zelldifferenzierung, -proliferation und bei entarteten Zellen zur Abwanderung und Invasion. Aufmerksam auf das Protein wurden die Forscher, als ein Zusammenhang zwischen L1-Überexpression und der Tumorausbreitung beim Ovarialkarzinom entdeckt wurde. Auch verschiedene andere Krebsarten, z.B. Nieren- und Dickdarmkarzinom, produzieren während des Tumorwachstums und der Metastasierung verstärkt L1. Gelöstes L1, das in Serum und Bauchwasser beim Uterus- und Ovarialkarzinom abgegeben wird, fördert seinerseits die Mobilität der Zellen und die Tumorentwicklung.
Die Forscher um Prof. Altevogt beobachteten die Wirkung monoklonaler, gegen L1 gerichteter Antikörper auf die Entwicklung L1-positiver Tumorzelllinien in Kultur und die Ausbreitung des Ovarialkarzinoms in infizierten, immundefizienten Nacktmäusen. In beiden Fällen verringerte sich das Wachstum der Tumorzellen. Im Organismus wurde durch die AK-Gabe die Tumormenge bis zu 63,5 Prozent, die Bauchwasserbildung bis zu 75 Prozent gesenkt. Im Vergleich zur Kontrolle verbesserte sich der Gesundheitszustand der behandelten Mäuse merklich. Die Antikörper binden sowohl die Membran gebundene, als auch die gelöste Form des Adhäsionsmoleküls, drosseln das Wachstum der Tumorzellen und verhindern durch Quervernetzungen die Abwanderung und Anheftung.
Diese Studie sei der erste Schritt zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien des Ovarialkarzinoms durch eine effiziente Hemmung des Tumorwachstums und der Metastasierung mit L1-Antikörpern, prognostizieren die Wissenschaftler in ihrem Artikel, der im Cancer Research publiziert wurde.
Originalveröffentlichung: M. J.E. Arlt et al.; "Efficient Inhibition of I.p. Tumor Growth and Dissemination of Human Carcinoma Cells in Nude Mice by Anti-L1-Cell Adhesion Molecule Monoclonal Antibody Treatment"; Cancer Res 2006; 66(2).
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.