Menschliche monoklonale Antikörper - künstlich hergestellt
Für die Diagnose und Behandlung sehr vieler Krankheiten spielen monoklonale Antikörper eine wichtige Rolle. Diese in Mäusezellen künstlich hergestellten Eiweißmoleküle erkennen gezielt bestimmte Oberflächenstrukturen von Zellen oder Fremdkörpern. Mit modernen Wirkstoffen gekoppelt, können monoklonale Antikörper Krebszellen im Körper aufspüren und bekämpfen oder die körpereigene Immunabwehr auf Tumore lenken. Doch trotz ihrer viel versprechenden Anwendungsmöglichkeiten sind bisher nur wenige monoklonale Antikörper in der Klinik zum Einsatz gekommen, weil ihre Entwicklung aufwändig, zeitraubend und teuer ist. Zudem werden die in Mauszellen produzierten Antikörper oft vom menschlichen Immunsystem als "fremdartig" erkannt und abgestoßen werden, bevor sie ihre therapeutische Wirkung entfalten können.
Die Göttinger Forscher um Prof. Dr. Jürgen Wienands, Direktor der Abteilung Zelluläre und Molekulare Immunologie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen, legen die Grundlagen für das EU-Projekt, indem sie eine menschliche Zell-Linie mit molekulargenetischen Methoden für die weiteren Schritte des Projektes vorbereiten. Das Göttinger Teilprojekt dauert etwa vier Jahre und wird mit cirka 400.000,- Euro gefördert. Die europäischen Forscher planen die Herstellung einer Bibliothek aus etwa einer Million menschlicher Hybridomzellen (veränderter Krebszellen), die je einen anderen künstlichen Antikörper produzieren.
Die Göttinger Wissenschaftler statten die Gründerzelllinie der Bibliothek zunächst mit molekularen Signalgebern aus, so dass sich aus der Zelllinie die Antikörper produzierenden Tochterzellen ableiten lassen. Eine am deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg entwickelte Methode erlaubt dann, die Bibliothek auf die gewünschte Antikörper-Spezifität hin zu durchsuchen (screening). In einem weiteren Schritt wird die Bindungsstärke der Kandidaten-Antikörper gezielt erhöht. Dies geschieht mit Hilfe der "Somatischen Hypermutation", für die französische Immunologen das notwendige Fachwissen beisteuern. Bestimmte Enzyme verändern dabei die Gene für den ausgewählten Antikörper nach dem Zufallsprinzip. Die entsprechenden Hybridomzellen werden anschließend herausgefiltert und vermehrt. Aus ihnen können dann in Kulturschalen die gewünschten Antikörper in großer Zahl gewonnen werden.
Neben dem Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen sind an dem Projekt beteiligt: das Deutsche Krebsforschungszentum (DKFZ), Heidelberg; Eucodis GmbH, Wien; Academy of Sciences of the Czech Republic, Prag; French Institute of Health and Medical Research (INSERM), Paris.
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Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
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