Empfindlichkeit gegen Giftstoffe im Rauch ist individuell unterschiedlich

24.01.2005

In Irland und nun auch in Italien ist es in öffentlichen Gebäuden verboten, und viel verbieten es sich selbst - alle Jahre wieder. Mit dem Rauchen aufzuhören ist wohl der häufigste Vorsatz, der zum Jahresanfang gefasst wurde. Dabei ist der positive Effekt auf die Gesundheit auch Wochen nach dem 1. Januar das Hauptargument, um Ex-Raucher bei der Stange zu halten. Forscher am Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo) erforschen, warum manche Menschen eher an Tabakrauch-bedingtem Krebs erkranken als andere.

"Im Tabakrauch sind über 150 giftige Stoffe enthalten. Einige dieser Verbindungen, vor allem die aromatischen Amine, stehen besonders im Verdacht Krebs auszulösen", erklärt Institutsdirektor Professor Hermann Bolt. Dabei fördert das Rauchen nicht nur die Entstehung von Lungenkrebs, auch Tumore von Mundhöhle und Kehlkopf und in der Harnblase hängen mit dem Tabakkonsum zusammen. Die individuelle Empfindlichkeit entscheidet darüber, wer an einer dieser Krebsarten erkrankt. Die Enzymausstattung, also der "Werkzeugkasten der Zellen", ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich bestückt und wird über die Erbanlagen weitergegeben. Ein Enzym des Cytochrom-Komlexes beispielsweise baut krebserzeugende Kohlenwasserstoffe zu wirksamen Abbauprodukten um. Verschiede Varianten dieses Enzyms produzieren mehr oder weniger giftige Abbaustufen. Die Anzahl dieser Werkzeuge in den Zellen wird über komplexe Signalwege reguliert. Die Arbeitsgruppe um Professor Bolt fand nun heraus, dass Raucher besonders große Mengen dieser Enzyme besitzen - und damit leider für eine besonders effektive Umwandlung der Kohlenwasserstoffe in giftige Abbaustufen sorgen.

Untersuchungen am IfADo haben ergeben, dass auch die Schleimhautzellen der Harnblase selbst die Giftstoffe wirksam machen können - was das Krebsrisiko für dieses Organ erhöht. Aber der Körper besitzt auch Entgiftungsmechanismen: So besitzen zirka die Hälfte aller Europäer das Enzym GSTM1, welches bei der Entgiftung der Kohlenwasserstoffe eine wichtige Rolle spielt. Der Kreislauf der "Giftung" wird dann frühzeitig abgebrochen. Niemand weiß, wie effektiv seine körpereigene Entgiftung funktioniert. Mit dem Rauchen aufzuhören ist deshalb ein sicherer Schritt für die Gesundheit. Bereits nach ein bis vier Jahren reduziert sich bei Ex-Rauchern das Krebsrisiko um 30 Prozent. Nach 25 Jahren tragen Ex-Raucher nur noch ein Drittel des Risikos aktiver Raucher. Ganz auf Null geht die Wahrscheinlichkeit für Raucherkrebs allerdings nie zurück - deshalb ist es immer noch der beste Vorsatz, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen.

Straßenbauarbeiter und Beschäftigte in der Gummi-Industrie kommen auch im Arbeitsalltag mit solchen Kohlenwasserstoffen in Berührung. Um den Einfluss solcher beruflich bedingten Kontakte einschätzen zu können, muss das Rauchen als alternative Giftstoffquelle genau analysiert werden. Deshalb steht der Tabakrauch im Blickpunkt der Arbeitsphysiologen.

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