GFB-Forscher bestätigen wissenschaftliche Annahme - Immunzellen können schwere Lungenentzündungen auslösen

17.12.2004

Fehlgesteuerte Immunzellen können die Ursache schwerer Lungenentzündungen sein. Das haben Wissenschaftler der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig jetzt nachgewiesen. In der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (AJRCCM) beschreiben sie ihre Untersuchungen an Mäusen, die zu chronischen Entzündungen der Lungenschleimhaut neigen.

An diesen Tieren konnte die GBF-Arbeitsgruppe von Professor Jan Buer - gemeinsam mit Kollegen von der Yale University in den USA - zeigen, was Wissenschaftler schon länger vermutet, aber bislang noch nicht nachgewiesen haben: Die aktive Rolle von außer Kontrolle geratenen CD 4+ T-Zellen bei der Entstehung mancher Formen von "Interstitial Lung Disease" (ILD).

"Für unsere Forschungen haben wir zwei Mäuse-Zuchtlinien gekreuzt", erklärt die GBF-Wissenschaftlerin Dr. Dunja Bruder, "der erste Mäusetyp trug ein besonderes Proteinmolekül auf den Zellen der Lungenschleimhaut - ein so genanntes Antigen. Der zweite Stamm produziert gegen genau dieses Antigen aggressive Immunzellen. Das Ergebnis sind Mäuse, deren Abwehrsystem das eigene Lungengewebe angreift." Diese Tiere entwickelten dann Symptome der ILD.

Kurz nach der fehlgeleiteten Immunreaktion löst das Nebeneinander von Antigen und dagegen gerichteten Abwehrzellen auch Mechanismen der Immuntoleranz aus: Entzündungshemmende Botenstoffe werden freigesetzt, Abwehrreaktionen gedämpft und abgebremst. "Nach einem schweren akuten Ausbruch der Krankheit lassen die Symptome schlagartig nach, und die Krankheit geht in eine chronische Form über", sagt Dunja Bruder.

Die Untersuchung dieses chronischen Krankheitsverlaufs, so hoffen die Wissenschaftler, wird zu einem umfassenderen Verständnis von Immunreaktionen in der Lunge führen. "Nicht nur bei ILD, sondern auch bei vielen anderen Lungenerkrankungen wie etwa allergischem Asthma spielen Fehlsteuerungen von Immunzellen eine Rolle", erklärt Jan Buer. "In den Zellen von kranken Mäusen sind dabei weitgehend dieselben Gene angeschaltet wie bei kranken Menschen. Wenn wir diese Prozesse besser verstehen, lassen sich daraus auch neue mögliche Heilungsansätze entwickeln."

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