Pionier der Genforschung Francis Crick gestorben
Der Präsident des Salk Institutes, Richard Murphy, nannte Crick einen der «brillantesten und einflussreichsten» Forscher. «Wir vermissen ihn als Gentleman, als Vorbild und als Person, die enorm viel zum Verständnis der Biologie und der Gesundheit der Menschheit beigetragen hat.» Kollegen, die ihm nahe standen, hoben seine unstillbare Neugier für das Leben hervor.
Lord May, der Präsident der britischen Royal Society, äußerte sich «tieftraurig» über den Tod des Forschers: «Francis Crick hat einen enormen Beitrag zur Wissenschaft geleistet.» Watson, der zusammen mit Crick und Maurice Wilkins 1962 den Nobelpreis bekommen hatte, sagte unter Anspielung auf ihre bahnbrechende Forschungsarbeit: «Mit ihm für zwei Jahre in einem kleinen Zimmer in Cambridge zusammen sein zu dürfen, war wirklich ein Privileg.»
Mit legendärem Understatement hatten Crick und Watson ihre Entdeckungen über den Aufbau des Erbmoleküls DNA am 25. April 1953 in dem Fachjournal «Nature» vorgestellt: «Wir möchten eine Struktur für das Salz der Desoxyribonukleinsäure (D.N.A.) vorschlagen.» Privat äußerte sich Crick zunächst weit weniger bescheiden. Als er am 28. Februar 1953 ein Pub in Cambridge betrat, erklärte er der Überlieferung zufolge, er und Watson hätten «das Geheimnis des Lebens enthüllt». Nach den Worten des deutschen Nobelpreisträgers Manfred Eigen hatten die beiden jungen Naturforscher «die Schrift des Lebens» gefunden - auch wenn sie sie zunächst nicht lesen konnten.
Es dauerte Jahrzehnte, ehe die Forschung schließlich das Erbgut der Lebewesen zu entziffern vermochte und später auch darin eingriff. Nun entdecken Wissenschaftler nach und nach auch die Funktion der einzelnen Gene und versprechen sich davon unter anderem die Behandlung bisher unheilbarer Erbkrankheiten.
Crick war erst 37 Jahre alt und hatte noch nicht einmal einen Doktortitel, als ihm die Entdeckung gelang, die von manchen als die wichtigste seit der Veröffentlichung von Darwins Evolutionstheorie bezeichnet worden ist. Viele andere Forscher hatten dafür die Voraussetzungen geschaffen: «Wir hatten einfach Glück mit der DNA», sagte Crick einmal. «Wie Amerika wartete sie nur darauf, entdeckt zu werden.»
Der öffentlichkeitsscheue Brite zog später nach Kalifornien und wandte sich der Erforschung der Gehirnfunktionen zu. Das was andere als Seele bezeichnen, war für ihn nur Chemie. Gedanken, Gefühle, Charakter und Entscheidungen sind demnach nur das Zusammenspiel einer großen Zahl von Nervenzellen und nicht Ausdruck eines freien Geistes und Willens. Deshalb sei es nur eine Frage der Zeit, bis die «Molekularpsychologie» alle Hirnprozesse logisch erklären könne, sagte Crick. Mit dieser materialistischen Sicht stellte er sich gegen Theologen und klassische Philosophen.
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