Marktstudie zu künstlichen Geweben in der Medizin
Kaputte Kniegelenke, die sich selbst regenerieren, verbrannte Haut, die von alleine nachwächst - mit künstlichem Gewebe aus dem Reagenzglas ist dieser Traum für Patienten in den letzten Jahren wahr geworden. Doch für die Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnikbranche haben sich die Umsatzhoffnungen des "Tissue Engineering" bislang nicht erfüllt, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe für die EU-Kommission zeigt. Danach erzielte die Branche weltweit nicht mehr als 60 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Zum Vergleich: Die L-Bank Baden-Württemberg schätzt allein das Marktpotenzial für künstliche Knorpel auf jährlich 6,5 Milliarden Euro.
113 Unternehmen befassten sich zum Zeitpunkt der Untersuchung in der EU (inklusive Beitrittsstaaten) mit der Herstellung von künstlichem Gewebeersatz - die meisten von ihnen sind kleine, forschungsorientierte Unternehmen. Projektleiterin Bärbel Hüsing sieht als einen Grund für den ernüchternden Befund, dass künstliche Gewebe erst noch beweisen müssten, ob sie als Ersatz für etablierte Behandlungsmethoden langfristig wirksamer oder Kosten sparender seien. Häufig hapere es noch bei der Kostenübernahme durch die Krankenkassen.
Dennoch plädiert Hüsing dafür, weiter daran zu arbeiten, die Potenziale des Tissue Engineering zu verwirklichen. Ein Hemmschuh - die rechtliche Unsicherheit - soll nach Angaben der EU-Kommission schon bald ausgeräumt werden. "Es wird eine spezielle Verordnung für das Inverkehrbringen von Produkten des Tissue-Engineering erarbeitet", verspricht EU-Kommissar Erkki Liikanen. Hierfür erstellt das Fraunhofer-ISI zurzeit eine Gesetzesfolgenabschätzung, die voraussichtlich im Frühjahr vorgelegt wird.
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