Knochenersatz aus der Tube nun greifbar nahe
(dpa) - Der Knochenersatz aus der Tube ist nach Angaben von Chirurgen in greifbare Nähe gerückt. Die Knochenheilung könnte damit in absehbarer Zeit revolutioniert werden, meinte am Mittwoch Prof. Johannes Rueger vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in Berlin. Schon jetzt stellten Knochenkeramiken, -Zement und - Wachstumsfaktoren wesentliche Erweiterungen der chirurgischen Knochenreparatur dar, sagte Rueger auf dem von 4000 Fachärzten besuchten Kongress. «Wir werden Defekte problemlos auffüllen und die Knochenheilungsgeschwindigkeit nahezu verdoppeln», sagte er zu den Zukunftsaussichten.
Knochenersatz aus Kalziumphosphatkeramik werde nicht abgestoßen, erläuterte Rueger. Gleiches gelte für Kalziumphosphatzement, die am OP-Tisch aus einem Pulver und einer Starter-Lösung zusammengemischt werden. Sie füllen laut Rueger durch Unfall oder Krebs entstandene Lücken und härten erst im Körper aus. Beide bauten sich im Zuge der Knochenneubildung ab. Ihr Nachteil liege in ihrer geringen mechanischen Belastbarkeit.
Noch neuer seien gezielt eingesetzte Wachstumsfaktoren, so genannte Knochenneubildung anregende Faktoren (Osteoinduktion). Osteoinduktive Faktoren, die heute auf dem Markt angeboten werden, sind die gentechnisch hergestellten humanen Faktoren BMP-2 und BMP-7 (bone morphogenetic proteins 2 und 7). Unerfreulicherweise, so Rueger, hätten sich diese beiden Faktoren bisher noch nicht in ausreichender Weise bewährt, so dass die Anwendungsmöglichkeit noch sehr eingeschränkt sei.
Verbessert werden muss laut Rueger auch noch das Einbringen der neuen Materialien durch die Haut in den Knochen. Ferner müsse das Konzert von Faktoren, die den Prozess der Knochenheilung steuern, weiter aufgeklärt werden. «Sobald unser Verständnis des exakten Ablaufs der Knochenheilung (also wann welcher Faktor mit welcher Konzentration und in welcher Reihenfolge einwirken muss) vollständig ist, wird die Knochendefektbehandlung revolutioniert sein», meinte er.
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