Gefährliche Krankenhauskeime kommen über den Wasserhahn
(dpa) - Lebensbedrohliche Krankenhauskeime kommen einer Studie zufolge oft aus selten genutzten oder schlecht gewarteten Wasserhähnen. Mediziner des Universitätsklinikums Ulm haben dies anhand des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen, das etwa Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder Blutvergiftung verursacht. Für gesunde Menschen seien diese Keime nicht gefährlich, sagte der beteiligte Forscher Prof. Matthias Trautmann in einem dpa- Gespräch.
«Wir haben in 40 Prozent der Fälle die Quelle Wasserhahn nachweisen können», sagte Trautmann, der inzwischen das Institut für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart leitet. Pseudomonas aeruginosa vermehrt sich vor allem auf Intensivstationen rasch. Die Keime können der Studie zufolge von dem Patienten aus auch wieder in Wasserhähne gelangen.
«Im Gegensatz zum gesunden Menschen schlucken, kauen oder husten die Patienten auf Intensivstationen nicht», erklärte Trautmann. Die Erreger könnten sich in der trockenen Mundhöhle schnell vermehren. «Der Beatmungsschlauch stellt zudem eine Art Gleitschiene dar, über den die Bakterien in die Luftröhre rutschen.» Nach einigen Tagen folge eine Lungenentzündung.
Durch die regelmäßige Wartung von Wasserhähnen und weiterer Hygiene könne die Gefahr verringert werden. «Wir haben die Hoffnung, dass Krankenhausleitungen das Hygieneproblem mit der Einführung der Fallpauschalen-Abrechnung am 1. Januar 2004 ernster nehmen», sagte Trautmann weiter. Dann sei es wirtschaftlich interessant, dass Patienten schnell das Krankenhaus wieder verließen. Derzeit gebe es in deutschen Krankenhäusern in vier bis fünf Prozent aller Fälle infektiöse Komplikationen. Laut Trautmann sind ein Drittel aller Krankenhausinfektionen durch verbesserte Hygiene zu verhindern.
Trautmann und seine Kollegen Stefan Reuter und Anja Sigge erhalten für ihre im November 2002 veröffentlichte Studie am Freitag (7. November) in Hamburg den mit 15 000 Euro dotierten Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung (Kiel).
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