Human Brain Proteome Project startet: Erforschung von Alzheimer, Parkinson, Alterung

Standards und Aufgaben festgelegt - Proteine als Marker von Erkrankungen

11.09.2003

Warum wir im Alter tatterig werden, welche Proteine bei Parkinson und welche bei Alzheimer im Gehirn und Rückenmark im Vergleich zum gesunden Menschen verändert sind, das sind die Hauptfragen, denen sich die Forscher des Human Brain Proteome Project (HUPO HBPP, Koordinatoren: Prof. Dr. Helmut E. Meyer, Medizinisches Proteom-Center der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Dr. Joachim Klose, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität Berlin) vorrangig widmen werden. Ihre Aufgaben und Standards legten 45 Forscher aus ganz Europa und den USA bei ihrem ersten Workshop am 5. und 6. September in Düsseldorf fest. Anfang Oktober werden sie ihr Projekt beim World Congress der Human Proteome Organisation (HUPO) in Montreal vorstellen.

Gleiche Proben für alle zur Standardisierung

Die Analyse des menschlichen Gehirnproteoms beginnt sofort im Anschluss an den Workshop mit der Akquisition und Verteilung geeigneter Proben und der Identifizierung gehirnspezifischer Proteine. Das Hauptaugenmerk wird auf dem Alterungsprozess, der Alzheimer- und der Parkinson-Erkrankung liegen, wobei die Forscher sowohl die betroffenen Gehirnregionen als auch die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit untersuchen werden. Als Pilotprojekt erhalten alle teilnehmenden Gruppen Gehirnproben von Mäusen dreier verschiedener Altersgruppen, anhand derer eine quantitative Proteomanalyse standardisiert werden soll. Beim Workshop haben die Forscher in Anlehnung an internationale Standardisierungsprogramme wie z.B. das Brain-Net Europe und der HUPO Standardisierungsinitiative Empfehlungen für Probenbehandlung, Methoden und Datenformate formuliert. Mit Firmenvertretern diskutierten sie Einbindungsmöglichkeiten der Industrie in das HBPP. Außerdem bildeten sie fünf Komitees (Executive Committee, Specimen Collection and Handling Committee, Technology Platforms and Standardisation Committee, Database and Bioinformatics, Training and Education Committee).

Wissen um die Gene reicht nicht aus

"Das Wissen um die Gene des Menschen allein reicht nicht aus, um die komplexen Vorgänge in den Zellen z. B. beim Alterungsprozess oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer zu verstehen", erläutert Prof. Dr. Helmut E. Meyer. Denn was genau aus den Genen abgelesen wird, welche Proteine gebildet werden, hängt nicht allein vom genetischen Bauplan ab. Viele Proteine sind sogar noch unbekannt. Einer der vielversprechendsten Ansätze für die Diagnostik und Therapie von Krankheiten ist daher die Analyse aller Proteine (Proteom) einer Zelle oder eines Gewebes und der Vergleich zwischen gesundem und erkranktem Zustand. Durch diese Inventarisierung hoffen die Forscher z. B. Biomarker für frühe Erkrankungsstadien erkennen zu können: So könnten z. B. bestimmte Proteine bei Alzheimerpatienten häufiger oder in anderer Form vorkommen als beim Gesunden und so schon vor dem Auftreten von Symptomen als Warnsignal dienen.

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