Eine Impfung für Leukämiepatienten?
Wissenschaftler entwickeln Vakzine, die bei Multiplem Myelom helfen soll / Jose Carreras Stiftung finanziert Forschungsprojekt mit 200.000 Euro
Das Forschungsprojekt wird von Prof. Dr. Peter Terneß vom Institut für Immunologie des Universitätsklinikums Heidelberg geleitet, der zusammen mit seinem Mitarbeiter Christian Kleist den Impfstoff im Labor entwickelt. Ihre Kooperationspartner sind Privatdozent Dr. Hartmut Goldschmidt und Dr. Olaf Christensen von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, die den Impfstoff erstmals an Patienten erproben wollen. "In der ersten Phase des Projektes versuchen wir mit Hilfe eines Impfstoffes Killer-Lymphozyten, die sich gegen die Myelom-Zellen richten, in der Zellkultur zum Wachsen zu bringen," erklärt Prof. Terness. Hat sich der Impfstoff bewährt, ist der erste Einsatz am Patienten geplant.
Protein wird Krebszelle entnommen und dem Patienten als Impfstoff injiziert
Dass Krebszellen eine Immunantwort gegen sich selbst auslösen können und somit die Zerstörung des Tumors einleiten, ist seit langem bekannt. Tumore enthalten bestimmte Proteine, die immunogen wirken, d.h. zur Produktion von Blutzellen führen, die bösartige Zellen zerstören können. Dabei handelt es sich u.a. um sogenannte Hitzeschock-Proteine, die meist verborgen im Zellinneren liegen und deshalb ihre Wirkung nicht entfalten. Hitzschockproteine, die einer zerstörten Krebszelle entnommen worden sind, provozieren als Impfstoff eine spezifische Immunantwort des Tumors. Grundsätzlich kommen mehrere Proteine als Tumor-Vakzine in Frage. Die Heidelberger Wissenschaftler haben sich für gp96 entschieden. Mit Hilfe gentechnischer Methoden ist es dem Diplom-Biologen Christian Kleist gelungen, einen Antikörper gegen gp96 herzustellen, mit dessen Hilfe das Protein aus Tumoren gewonnen werden kann.
Klinische Studien beginnen in zwei bis drei Jahren / Erweiterte Impfstrategie
Wie könnte das künftige Impf-Szenario in der klinischen Praxis aussehen? "Aus dem Knochenmark des Patienten werden Myelom-Zellen entnommen", erklärt Dr. Goldschmidt. Daraus wird das gp96-Protein gewonnen und dem Patienten injiziert. Der Aufwand ist beträchtlich, denn jeder Patient muss seine eigene Vakzine bekommen. Die Heidelberger Wissenschaftler gehen davon aus, dass klinische Studien in zwei bis drei Jahren anlaufen werden.
Mittlerweile erwägen sie, das "einfache" therapeutische Konzept zu erweitern. Sie möchten die Wirkung der Vakzine verstärken, indem sie gleichzeitig dendritische Zellen einsetzen. Diese weißen Blutkörperchen sitzen an den Eingangspforten des Körpers und fangen dort Fremdkörper ab. Grundlage der "verbesserten" Impf-Strategie: Das injizierte gp96 wird zunächst von den dendritischen Zellen aufgenommen, die wiederum die Killer-Lymphozyten aktivieren und die Zerstörung in Gang setzen. " Für die "verbesserte" Vakzinations-Strategie benötigen wir also zwei Komponenten aus dem Patienten", sagt Prof. Terneß: "Zum einen gp96 aus Tumorzellen und zum anderen dendritische Zellen, die wir aus Blutmonozyten gewinnen." Die dendritischen Zellen werden mit gp96 beladen und dem Patienten zurückinjiziert.
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