Der Biotechnologie-Standort Leipzig erhält in knapp 50 Tagen ein neues Kraftfeld: Die BioCity Leipzig nahe dem alten Messegelände wird eröffnet und ist dann größter Biotech-Park Deutschlands. Bei diesem Ereignis wird James D. Watson, erfolgreichster Biologe der Neuzeit, zugegen sein. Sein Name und seine Leistungen werden in diesem Jahr weltweit wegen eines Jubiläums gewürdigt. Vor 50 Jahren erkannte der damals gerade 24 Jahre alte Amerikaner gemeinsam mit dem Briten Francis Crick die Doppelhelix als Struktur des Erbmaterials DNA. Watson, der am 6. April 2003 seinen 75. Geburtstag beging, erhielt 1962 gemeinsam mit seinen Wissenschaftspartnern den Nobelpreis für Medizin. Prominenten-Wunsch für BioCity Leipzig Mit der Jahrhundert-Entdeckung waren die Weichen für die moderne Biologie, für die Wissenschaft vom Leben, für die Molekulargenetik und Gentechnik gestellt. Watson gilt als Prototyp des modernen Wissenschaftlers. Er ist Forscher, Autor und Manager in Einem und bis heute in der Krebsforschung aktiv. An Leipzig, so mailte er aus Cold Spring Harbor Labor auf Long Island bei New York vorab, schätze er besonders die Forschung am Max Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, dem Primatenzentrum im Zoo Leipzig, unter Leitung von Svante Pääbo. Außerdem fasste er in einen - visionären - Satz, was er Leipzig und der BioCity wünscht:" Ich hoffe, sie wird eines Tages mit Boston oder San Francisco verglichen werden." Leipzig - Stadt für Biotech-Enthusiasten Für diesen Anspruch steht Leipzig mit Kompetenz, Potenzial, Unterstützung und Ehrgeiz am Start im weltweiten Rennen um die Wachstumsbranche. Leipzig will ein Global Player der Biotechnologie werden. Mit mehr als 60 biotechnologischen und medizinischen Unternehmen hat mittlerweile mehr als ein Viertel der im Freistaat Sachsen ansässigen Biotechnologie-Unternehmen Sitz in Leipzig. Unterm Dach der 20.000 Quadratmeter großen BioCity (Investitionsvolumen ca. 50 Mio Euro) werden Wissenschaft, Forschung und Produktion vereint. Die BioCity ist ein Meilenstein in der sächsischen Biotechnologie-Offensive. Bis zum Jahr 2007 will die Landesregierung mindestens 500 Mio Euro in den Aufbau der Branche investieren. Schwerpunkte bilden dabei Leipzig und die Landeshauptstadt Dresden. Geballte Forschungs- und Entwicklungskompetenz made in Leipzig Von dieser Offensive profitiert auch die Universität Leipzig: Sechs biotechnologisch-biomedizinisch orientierte Professuren nutzen ein Viertel der BioCity-Fläche. Drei Viertel des Areals sind für einschlägige Unternehmen und start ups reserviert. Vorab der Eröffnung sind davon bereits 60 Prozent vertraglich gebunden oder optioniert. Aus nachvollziehbarem Grund: Die Mieten sind hier im Vergleich zu anderen Biotechnologiezentren in Deutschland mit 6 bis 8 Euro pro Quadratmeter günstig wie nirgendwo sonst. Bereits eingezogen ist die BioPlanta GmbH, Innovationspreisträger der Stadt Leipzig 2000. Sie ist spezialisiert auf umweltbiotechnologische Boden- und Gewässerreinigung und hat ein neuartiges Verfahren zur biotechnischen Produktion von Pflanzenwirkstoffen entwickelt. Bereits 2005 sollen die ersten in der BioCity eigenproduzierten Wirkstoffe das bundesübliche Zulassungsverfahren durchlaufen haben. Weitere Branchenführer aus Leipzig - VITA 34, Labor Diagnostik GmbH und die IBFB GmbH Privates Institut für Biomedizinische Forschung und Beratung - sind hier ebenfalls bereits fest zu Hause. Brutraum für Unternehmensgründer Die BioCity wird auch Brutraum sein für Unternehmensgründer. Dafür ist ein eigener Komplex vorgesehen zu start up- verträglichen Bedingungen. Das geballte akademische Potential dafür wird vor allem abgesichert durch die Universität Leipzig. Institutionalisiert ist die Genetik dort vor allem an zwei Einrichtungen: im Bereich für Mikrobiologie und Genetik an der Fakultät Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie sowie am Institut für Humangenetik an der Medizinischen Fakultät. Das Interesse der Leipziger Studenten an der Genetik ist sehr groß. Von zehn biologischen Wahlpflichtfächern im Biologie-Hauptstudium zählt sie in der Regel zu den gefragtesten Fächern. Demzufolge gibt es Bestrebungen das Lehrangebot in der Kerndisziplin Genetik zu erweitern. Die Kompetenz des biotechnologischen Forschungsstandortes Leipzig gehören mindestens sechs Adressen: Das sind neben der Universität Leipzig die Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie, für neuropsychologische Forschung sowie für Mathematik in den Naturwissenschaften, das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, das Umweltbiotechnologische Zentrum und das Sächsische Institut für Angewandte Biotechnologie und das Herzzentrum.