Telomerase für die medikamentöse Therapie gegen Krebs

25.02.2003

Forscher aus Saarbrücken, Stuttgart und Gerlingen arbeiten an neuen Medikamenten gegen Lungenkrebs. In den nächsten zwei Jahren wollen sie herausfinden, ob und wie sich das so genannte "Unsterblichkeits-enzym" Telomerase für die medikamentöse Therapie nutzen lässt. Mit diesem Vorhaben gehen die Wissenschaftler und Mediziner neue Wege in der Krebsforschung: Das Konzept der Telomerase und der Telomerase-Inhibitoren ist bisher noch wenig untersucht worden. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit insgesamt 330.000 Euro.

Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Nach einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts (2002) erkranken derzeit jedes Jahr rund 350.000 Menschen neu an Krebs. Tumore der Luftröhre, der Bronchien und Lunge machen davon allein rund zehn Prozent aus. Um die Heilungschancen von Lungenkrebspatienten zu verbessern, nehmen Forscher der Universität des Saarlandes, des Dr. Margarete Fischer-Bosch-Instituts für Klinische Pharmakologie in Stuttgart und der Klinik Schillerhöhe in Gerlingen nun gemeinsam ein von der Krebsforschung bisher noch wenig untersuchtes Phänomen unter die Lupe: das Enzym Telomerase.

Das Prinzip der Telomerase ist bereits seit den 1970er Jahren bekannt. In der Altersforschung hat die Entdeckung des Schalters Telomer die Hoffnung aufkommen lassen, das Leben verlängern zu können. Weil das Enzym in der Lage ist, die biologische Uhr anzuhalten oder gar zurückzudrehen, wird oft auch als "Unsterblichkeitsenzym" bezeichnet.

Bei gesunden Zellen geht mit jeder Zellteilung ein Teil des DNA-Strangs verloren: Die Enden der Chromosomen-Kette, genannt Telomere (griechisch für telos = Ende und meros = Teil) werden nach und nach kürzer - bis die Zelle schließlich stirbt. Krebszellen wehren sich gegen diesen von der Natur vorgegebenen Rhythmus und drehen das Prinzip um. Ihr Trick: Das bei der Zellteilung abgetrennte Stück des DNA-Strangs wird wieder vervollständigt, indem die fehlenden Nukleotide - die Grundbausteine der DNA - nachproduziert werden. Die Krebszelle bringt die biologische Uhr also aus dem Takt und macht sich auf diese Weise unsterblich.

Innerhalb des Projekts "Neue Therapieoptionen beim Bronchialkarzinom durch Telomeraseinhibitoren" soll geklärt werden, wie das Enzym bei Lungenkrebszellen im Detail arbeitet, ob und wie es außer Kraft gesetzt werden kann und welche Substanzen dies als Inhibitoren am besten bewirken. Aufgabe der Pharmakologen Prof. Dr. Ulrich Klotz, Dr. Thomas Mürdter (Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, Stuttgart) und Dr. Godehard Friedel (Leitender Oberarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie der Klinik Schillerhöhe, Gerlingen) wird es dabei sein, jene Substanzen ausfindig zu machen, die am besten wirken und die wenigsten Nebenwirkungen haben. Herauszufinden, wie die heilenden Substanzen am besten an ihren Wirkort gelangen, ist Aufgabe der Saarbrücker Pharmazeuten Prof. Dr. Claus-Michael Lehr und Dr. Ulrich Schäfer (Fachrichtung Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie der Saar-Uni).

Die Deutsche Krebshilfe (Bonn) fördert das Projekt für zunächst zwei Jahre mit 330.000 Euro - die Saarbrücker Forschergruppe erhält davon 160.000 Euro, nach Stuttgart und Gerlingen fließen insgesamt 170.000 Euro. Sollte sich im Rahmen der Grundlagenforschung an Zellkulturen bestätigen, dass Telomerase-Inhibitoren tatsächlich wie ein Bremsklotz der Telomerase funktionieren, ist bereits eine Fortsetzung der Forschungsförderung in Aussicht gestellt: In einem zweiten Schritt ist geplant, mithilfe der Nanotechnologie konkrete Therapieverfahren für die Anwendung zu entwickeln.

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