Neue Erkenntnisse über Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Gefürchtete Komplikation für Mutter und Kind
Kürzlich konnten sie zeigen, dass die Autoantikörper ein bestimmtes Enzym (NADPH-Oxydase) aktivieren, das Sauerstoffradikale freisetzt, die wiederum die Blutgefäße schädigen können. "Das könnte ein erster Hinweis darauf sein, wie die Krankheit entsteht", sagte der Bluthochdruckforscher und Nierenspezialist Prof. Friedrich Luft (FVK und MDC) auf einer internationalen Tagung in Berlin-Buch. Das eintägige Symposium über Autoantikörper, die so genannte G-Protein gekoppelte Rezeptoren aktivieren und Krankheiten auslösen können, fand aus Anlass des 60. Geburtstags von Dr. Gerd Wallukat (MDC) statt, der in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland eine Reihe von Autoantikörpern, darunter auch die bei Schwangeren mit Bluthochdruck, entdeckt hat.
Etwa drei bis fünf Prozent der Frauen, die ein Kind erwarten, entwickeln plötzlich im sechsten oder siebten Monat der Schwangerschaft Bluthochdruck. Da er die Blutgefäße der Plazenta (Mutterkuchen) schädigen kann, besteht die Gefahr, dass das Ungeborene nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe erhält. Eine ursächliche Therapie gibt es zur Zeit nicht. In schweren Fällen muss die Schwangerschaft durch einen Kaiserschnitt vorzeitig beendet werden. Der Bluthochdruck schädigt darüber hinaus auch die Nieren der Schwangeren, es tritt vermehrt Eiweiß im Urin auf und es lagert sich Wasser (Ödemen) in den Beinen ab.
Wie Prof. Luft weiter berichtete, konnten die Autoantikörper in der Plazenta sowie im Blut von Schwangeren nachgewiesen werden. Unklar ist, weshalb sich überhaupt erst Autoantikörper gebildet haben. Nach der Entbindung der Frauen waren die Autoantikörper nicht mehr nachweisbar. Im Blut von gesunden Schwangeren kommen sie nicht vor.
Prof. Luft und seine Mitarbeiter Dr. Ralf Dechend, Dominik Müller, Priv.-Doz. Dr. Volker Homuth sowie Dr. Wallukat (MDC) konnten jetzt in Experimenten mit Zellkulturen zeigen, dass die Autoantikörper auf Plazentazellen und glatte Gefäßmuskelzellen aufgebracht, das Enzym NADPH-Oxydase (die Abk. steht für engl: Nicotinamide adenine dinucleotide phosphate-oxydase) aktivieren. Dieses Enzym spielt zum Beispiel bei der Immunabwehr eine Rolle. An Gefäßzellen setzt es jedoch Sauerstoffradikale frei, die eine entscheidende Rolle bei der Schädigung von Gefäßen etwa bei Arteriosklerose und Diabetes spielen. Weiter zeigte sich, dass dieses Enzym in der Plazenta von Frauen mit Präeklampsie in höheren Mengen nachweisbar war, als bei gesunden Schwangeren.
In weiteren Forschungsarbeiten soll jetzt untersucht werden, ob die Autoantikörper tatsächlich den schwangerschaftsspezifschen Bluthochdruck auslösen. Ziel ist die Entwicklung einer Therapie. Nach den Vorstellungen der Forscher und Kliniker könnten die Autoantikörper durch spezifische Auswaschverfahren aus dem Blut entfernt werden. Auf diese Weise könnte möglicherweise eine Schwangerschaft verlängert und damit die Überlebenschancen des Kindes erhöht werden. Erste Versuche mit dieser Form der Behandlung von Patientinnen mit Präeklampsie sind angelaufen.
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Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
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