Neue Erkenntnisse über Bluthochdruck in der Schwangerschaft

Gefürchtete Komplikation für Mutter und Kind

03.02.2003

Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für eine Gesundheitsschädigung oder gar den Tod von Mutter und Kind. Die Ursache für diese als Präeklampsie oder Gestose (lat. gestare - tragen) bezeichnete Erkrankung ist noch unklar. Möglicherweise spielen bei der Entstehung Autoantikörper eine Rolle, Proteine, die den eigenen Körper angreifen. Bei Schwangeren mit Präemklampsie entdeckten Forscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch in Zusammenarbeit mit der Franz-Volhard-Klinik des Universitätsklinikums Charité der Humboldt-Universität, (Campus Berlin-Buch/Helios Kliniken Berlin) Autoantikörper, die gegen einen Rezeptor (Angiotensin II AT1) gerichtet sind, der an der Blutdruckregulation beteiligt ist.

Kürzlich konnten sie zeigen, dass die Autoantikörper ein bestimmtes Enzym (NADPH-Oxydase) aktivieren, das Sauerstoffradikale freisetzt, die wiederum die Blutgefäße schädigen können. "Das könnte ein erster Hinweis darauf sein, wie die Krankheit entsteht", sagte der Bluthochdruckforscher und Nierenspezialist Prof. Friedrich Luft (FVK und MDC) auf einer internationalen Tagung in Berlin-Buch. Das eintägige Symposium über Autoantikörper, die so genannte G-Protein gekoppelte Rezeptoren aktivieren und Krankheiten auslösen können, fand aus Anlass des 60. Geburtstags von Dr. Gerd Wallukat (MDC) statt, der in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland eine Reihe von Autoantikörpern, darunter auch die bei Schwangeren mit Bluthochdruck, entdeckt hat.

Etwa drei bis fünf Prozent der Frauen, die ein Kind erwarten, entwickeln plötzlich im sechsten oder siebten Monat der Schwangerschaft Bluthochdruck. Da er die Blutgefäße der Plazenta (Mutterkuchen) schädigen kann, besteht die Gefahr, dass das Ungeborene nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe erhält. Eine ursächliche Therapie gibt es zur Zeit nicht. In schweren Fällen muss die Schwangerschaft durch einen Kaiserschnitt vorzeitig beendet werden. Der Bluthochdruck schädigt darüber hinaus auch die Nieren der Schwangeren, es tritt vermehrt Eiweiß im Urin auf und es lagert sich Wasser (Ödemen) in den Beinen ab.

Wie Prof. Luft weiter berichtete, konnten die Autoantikörper in der Plazenta sowie im Blut von Schwangeren nachgewiesen werden. Unklar ist, weshalb sich überhaupt erst Autoantikörper gebildet haben. Nach der Entbindung der Frauen waren die Autoantikörper nicht mehr nachweisbar. Im Blut von gesunden Schwangeren kommen sie nicht vor.

Prof. Luft und seine Mitarbeiter Dr. Ralf Dechend, Dominik Müller, Priv.-Doz. Dr. Volker Homuth sowie Dr. Wallukat (MDC) konnten jetzt in Experimenten mit Zellkulturen zeigen, dass die Autoantikörper auf Plazentazellen und glatte Gefäßmuskelzellen aufgebracht, das Enzym NADPH-Oxydase (die Abk. steht für engl: Nicotinamide adenine dinucleotide phosphate-oxydase) aktivieren. Dieses Enzym spielt zum Beispiel bei der Immunabwehr eine Rolle. An Gefäßzellen setzt es jedoch Sauerstoffradikale frei, die eine entscheidende Rolle bei der Schädigung von Gefäßen etwa bei Arteriosklerose und Diabetes spielen. Weiter zeigte sich, dass dieses Enzym in der Plazenta von Frauen mit Präeklampsie in höheren Mengen nachweisbar war, als bei gesunden Schwangeren.

In weiteren Forschungsarbeiten soll jetzt untersucht werden, ob die Autoantikörper tatsächlich den schwangerschaftsspezifschen Bluthochdruck auslösen. Ziel ist die Entwicklung einer Therapie. Nach den Vorstellungen der Forscher und Kliniker könnten die Autoantikörper durch spezifische Auswaschverfahren aus dem Blut entfernt werden. Auf diese Weise könnte möglicherweise eine Schwangerschaft verlängert und damit die Überlebenschancen des Kindes erhöht werden. Erste Versuche mit dieser Form der Behandlung von Patientinnen mit Präeklampsie sind angelaufen.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

Antibody Stabilizer

Antibody Stabilizer von CANDOR Bioscience

Protein- und Antikörperstabilisierung leicht gemacht

Langzeitlagerung ohne Einfrieren – Einfache Anwendung, zuverlässiger Schutz

Stabilisierungslösungen
DynaPro NanoStar II

DynaPro NanoStar II von Wyatt Technology

NanoStar II: DLS und SLS mit Touch-Bedienung

Größe, Partikelkonzentration und mehr für Proteine, Viren und andere Biomoleküle

Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Heiß, kalt, heiß, kalt -
das ist PCR!

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Antikörper

Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.

Themenwelt anzeigen
Themenwelt Antikörper

Themenwelt Antikörper

Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.