EU-Projekt zur Erforschung der Infektionskrankheit Morbus Whipple angelaufen
An diesem Punkt setzt ein neues multidisziplinäres Europäisches Netzwerk an, das jetzt für vier Jahre von der Europäischen Union mit 2,25 Millionen Euro gefördert wird. Wissenschaftler aus zur Zeit fünf europäischen Ländern sowie auch Experten aus den USA arbeiten gemeinsam daran, das Verständnis der Interaktion von Mensch, Erreger und Umgebungsfaktoren bei Morbus Whipple zu verbessern. Koordinator des Gesamtprojektes ist Privatdozent Dr. Thomas Marth, der mit seiner Arbeitsgruppe an der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden tätig ist. An dem Forschungsprojekt arbeiten Prof. Dr. Gerhard E. Feurle vom DRK Krankenhaus Neuwied, Prof. Dr. Dr. Thomas Schneider und Prof. Dr. Martin Zeitz vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin der FU Berlin sowie Prof. Dr. Hans Lehrach und Dr. Ralf Sudbrak vom Max Planck Institut für Molekulare Genetik in Berlin. Von Seiten der Medizinischen Fakultät der Saar-Universität in Homburg ist an dem Projekt die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Andreas Stallmach aus der Klinik für Innere Medizin II beteiligt. Die Wissenschaftler erwarten von den Forschungsarbeiten im Rahmen des Europäischen Netzwerks erhebliche Fortschritte für Diagnose und Therapie bei Morbus Whipple: So soll die Krankheit besser erkennbar, ihr Verlauf besser vorhersagbar und die Therapieansätze individualisierbarer werden.
Gewebeproben von Morbus Whipple-Patienten und Krankheitsverläufe werden in einer gemeinsamen Daten- und Gewebebank gesammelt. Diese zentrale Einrichtung wie auch die Gesamtkoordination des Projektes sind neben der Bearbeitung verschiedener wissenschaftlicher Fragestellungen (insbesondere nach der immunologischen Analyse der T-Zellfunktionen) Aufgabe des Europäischen Studienzentrums, welches in Wiesbaden an der Deutschen Klinik für Diagnostik angesiedelt ist. Viele der geplanten Untersuchungen basieren auf der Hypothese, dass Patienten mit Morbus Whipple eine definierte Immunschwäche aufweisen, die die Bekämpfung des Erregers verhindert und so das Entstehen der Infektionserkrankung ermöglicht.
Whipple-Bakterien kommen wahrscheinlich in der Umwelt (z.B. im Trinkwasser) vor, aber nur ein kleiner Teil von Personen erkrankt. Daher soll in Studien zum einen der bei den betroffenen Menschen vermutete immungenetische Defekt erforscht werden. In Homburg werden die Wissenschaftler um Professor Stallmach molekulargenetische Untersuchungen zu Veränderungen im Immunsystem des Magen-Darm-Traktes durchführen. Zum anderen wird erforscht, wo das Bakterium in der Umwelt wie häufig nachweisbar ist. Therapiestudien und klinische Behandlungsstudien sollen die antibiotische Therapie verbessern und neue, experimentelle Therapieformen untersuchen. So soll Patienten, die auf konventionelle Therapien nicht ansprechen, ein Zugang zu alternativen Behandlungsmöglichkeiten eröffnet werden. Auch die weltweit erste angelaufene Therapiestudie (SIMW) ist Teil des Europäischen Projektes: Sie befasst sich mit dem neurologischen und allgemeinen Krankheitsverlauf bei Morbus Whipple-Patienten. Professor Feurle aus der Inneren Abteilung I des DRK Krankenhauses Neuwied ist seit vielen Jahren bei der Erforschung der Erkrankung aktiv und leitet diesen Teil der Studien. Am Berliner Institut beschäftigen sich die Professoren Schneider und Zeitz (Medizinische Klinik I mit Schwerpunkten Gastroenterologie und Infektiologie) mit den Grundlagen der gestörten Immunfunktion und den Möglichkeiten neuerer Behandlungsverfahren bei Patienten, die auf Therapien bislang nicht ansprechen. Weitere Studien sollen die bislang unbefriedigenden Diagnosemöglichkeiten verbessern und den Erreger mikrobiologisch charakterisieren. Spezifische Serumantikörper zu entdecken, die etwa zum Screening der Erkrankung und zur Überwachung der Therapie eingesetzt werden könnten, ist das Ziel eines immun-basierten Testsystems (ELISA), das entwickelt werden soll. Und die Sequenzierung von Tropheryma whipplei soll bei der Bestimmung der Stammvariabilität des Erregers und der Entwicklung von Tests zur Bestimmung der antibiotischen Empfindlichkeit helfen. Darüber hinaus sind epidemiologische und genetische Arbeitsprojekte geplant. Die Aufdeckung möglicher genetischer Defekte wird durch das Max Planck Institut für Molekulare Genetik, Berlin unter der Leitung von Professor Lehrach und Dr. Sudbrak angegangen.
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Themenwelt Diagnostik
Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.
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