Neue Wirkstoffe aus dem Baukasten
Design und biotechnologische Produktion neuer Peptid-Wirkstoffe
Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Dabei handelt es sich meistens um kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die in der Zelle mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie am Fließband in einer modernen Autofabrik entstehen: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS findet an jeder Station (genannt Modul) der Einbau und die Prozessierung einer bestimmten Aminosäure statt, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können.
Obwohl die grundlegenden Prinzipien der NRPS schon lange bekannt sind, war es bisher kaum möglich, diese Enzyme zu modifizieren. In den wenigen Fällen, wo es gelang, einzelne Module auszutauschen, nahm die Produktion des veränderten Naturstoffs deutlich ab. Vollkommen unmöglich schien der Zusammenbau ganz neuer Enzyme, die dementsprechend auch ganz neue Naturstoffe erzeugen können. Dies ist der Arbeitsgruppe von Prof. Helge Bode, Merck Stiftungsprofessur für Molekulare Biotechnologie an der Goethe Universität, nun gelungen.
„Wir nutzen natürliche NRPS-Systeme aus Bakterien im Prinzip nur noch als Bausteine, die wir über von uns identifizierte Schnittstellen neu zusammenfügen“, erläutert Bode den Forschungsansatz. Die Ausbeuten sind dabei vergleichbar mit der natürlichen Produktion dieser Naturstoffe.
Die Methode ist inzwischen so gut ausgearbeitet, dass sie von Anfängern bereits nach kurzer Einarbeitung zur Herstellung neuer Wirkstoffe genutzt werden kann. Allerdings war es bis dahin ein weiter Weg. „Ich hatte Glück, dass mich bei diesem Projekt Mitarbeiter unterstützten, die sich nicht leicht entmutigen ließen, sehr fleißig waren und auch außerhalb etablierter Pfade der Wissenschaft denken konnten“, erklärt Bode. „Die von uns genutzte Schnittstelle zum Zusammenfügen der einzelnen Bausteine liegt so, dass die natürlichen Stationen der Biosynthese nicht mehr eingehalten werden müssen“.
Nun geht es darum, die ersten klinischen Wirkstoffe mit dieser Methode zu modifizieren und biotechnologisch herzustellen. Zudem soll die Methode noch weiter verbessert werden, um auch verwandte Naturstoffklasse modifizieren zu können oder sogar wie in der Natur ganze Bibliotheken von Naturstoffen zu erzeugen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.
Originalveröffentlichung
Kenan A. J. Bozhüyük, Florian Fleischhacker, Annabell Linck, Frank Wesche, Andreas Tietze, Claus-Peter Niesert, Helge B. Bode; "De novo design and engineering of non-ribosomal peptide synthetases"; Nature Chemistry.; 2017
Meistgelesene News
Originalveröffentlichung
Kenan A. J. Bozhüyük, Florian Fleischhacker, Annabell Linck, Frank Wesche, Andreas Tietze, Claus-Peter Niesert, Helge B. Bode; "De novo design and engineering of non-ribosomal peptide synthetases"; Nature Chemistry.; 2017
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
Pharmaceutical Substances von Thieme Verlag
Entdecken Sie industrielle Synthesewege für 2.600 APIs
Ihr Recherchetool für Synthesen, Patente und Anwendungen – Pharmaceutical Substances
KNAUER IJM NanoScaler von KNAUER
Effiziente Formulierung von Lipid-Nanopartikeln für RNA-basierte Therapien
Optimieren Sie die Wirkstoffverkapselung von 1 ml bis zu Hunderten von Millilitern mit minimalem Wirkstoffeinsatz
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.