Ansteckungsgefahr am Geruch erkennen
Einfluss von Parasitismus auf die Evolution von Sozialverhalten
Foto: Nory El Ksabi, Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH
Clémence Poirotte hat 25 wildlebende Mandrills zweieinhalb Jahre lang beobachtet. Die Altweltaffen leben im dichten Regenwald im Süden Gabuns. Mandrills haben mit Darmparasiten zu kämpfen, die über den Kot ausgeschieden werden und daher auch im Fell rund um den Darmausgang kleben. Die soziale Fellpflege, das sogenannte Grooming, ist von enormer Bedeutung für die Gruppenmitglieder, es minimiert Konflikte und erhöht das Wohlbefinden beider Grooming-Partner. Die dabei entstehende körperliche Nähe erhöht aber auch das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern.
Die Wissenschaftlerin hat sowohl das Ausmaß des Parasitenbefalls als auch die Grooming-Aktivitäten der Mandrills verfolgt. Es zeigte sich, dass mit Parasiten befallene Tiere seltener gepflegt wurden als gesunde Individuen, insbesondere an riskanten Körperteilen rund um den Darmausgang. Sobald die Forscher einige Tiere medizinisch gegen Darmparasiten behandelt hatten, erhielten die betroffenen Tiere deutlich mehr soziale Fellpflege als zuvor. Riechtests mit Mandrills, die in einem Freigehege gehalten wurden, zeigten, dass Mandrills die unmittelbare Nähe der stark befallenen Kotproben mieden und sich eher bei den weniger kontaminierten Proben aufhielten.
„Die Fähigkeit der Mandrills, sichere Sozialpartner zu erkennen und riskante Kontakte zu vermeiden, zeigt eine Strategie auf, wie Arten, die im intensiven Austausch mit Artgenossen leben, die Übertragung von Parasiten und die damit verbundenen Kosten minimieren“, erklärt Clémence Poirotte, Wissenschaftlerin am Deutschen Primatenzentrum. Die Erreger bewirken eine Selektion zugunsten von antiparasitischem Verhalten. „Die Koevolution von Parasit und Wirt hat nicht nur die Evolution von Verteidigungsmechanismen beeinflusst, sondern auch die Evolution von sozialen Systemen“, so Poirotte.
Originalveröffentlichung
Poirotte, C. et al.; "Mandrills use olfaction to socially avoid parasitized conspecifics"; Sci. Adv.; 3, e1601721, 7. April 2017
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