Radioaktiv markierte Substanzen vermeiden unnötige Operationen bei Nebennierentumoren
Ermöglichen gezieltere Behandlungen
Die Nebennieren produzieren lebenswichtige Hormone, darunter das körpereigene Kortison, das Stresshormon Adrenalin und Aldosteron zur Blutdruckkontrolle. „Nebennierentumoren gehören zu den häufigsten Tumoren des Menschen und sind meist harmlos“, sagt Professor Dr. med. Stefanie Hahner, die sich am Universitätsklinikum Würzburg auf Erkrankungen der Nebenniere spezialisiert hat. „Diese Tumoren bilden meistens keine Hormone und bleiben auf die Drüse begrenzt“, so die DGE-Kongresspräsidentin. Häufig werden sie zufällig bei einer Computer- oder Kernspintomographie entdeckt. „Wir standen dann bislang vor der Frage, ob der Tumor bösartig ist und entfernt werden muss oder nicht“, so Hahner. In mehr als der Hälfte der Fälle stellte sich nämlich nachträglich heraus, dass der Tumor gutartig und die Operation unnötig war, erklärt die Expertin.
Ein sogenannter SPECT-Tracer, den der Würzburger Radiochemiker Dr. Andreas Schirbel hergestellt hat, soll dies in Zukunft verhindern. Dabei handelt es sich um ein radioaktives mit Iod-123 markiertes Medikament. „Iodmetomidat bindet an zwei nur in den Nebennieren vorhandenen Enzyme“, erklärt Hahner: „Das Mittel reichert sich deshalb nur in den Zellen der Nebenniere an.“ Mit der SPECT (Single-Photonen-Emissions-Computer-Tomographie)-Untersuchung machen die Mediziner dies sichtbar. In einem weiteren nuklearmedizinischen Verfahren, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit einem radioaktiven Blutzucker-Molekül, wird zusätzlich der Energiestoffwechsel der Tumoren untersucht. „Die Kombination der beiden Verfahren ermöglicht dabei eine für den Patienten sehr schonende Charakterisierung des Tumors und könnte helfen unnötige Operationen zu vermeiden“, erklärt Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Leiter des Endokrinen und Neuroendokrinen Tumorzentrums der Universität Mainz. Ob die beiden Untersuchungen die Entscheidung über die Operation weiter verbessern, wird nach Auskunft des DGE-Mediensprechers derzeit in einer europaweiten Studie geklärt.
Eine weitere sehr wichtige Anwendung des neuentwickelten Iodmetomidat könnte der Einsatz als Strahlentherapeutikum bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs der Nebennieren sein. „Da Iodmetomidat ausschließlich in der Nebenniere angereichert wird, erzielen wir mit Iod-131 markiertem Iodmetomidat im Tumor eine sehr hohe Strahlendosis, während der Rest des Körpers verschont wird“, so die Würzburger Endokrinologin Hahner.
Diese „innere Bestrahlung“ des Tumors wäre als Behandlung für die Patienten mit Nebennierenrindenkrebs sehr viel schonender als die bisher notwendige Chemotherapie und könnte durch den Einsatz einer weiteren in Würzburg entwickelten Substanz, das IMAZA, noch einmal deutlich verbessert werden. Die Aufnahme dieses Radiopharmakons ist laut Hahner 10-fach höher als die von Iodmetomidat. Die DGE-Experten Hahner und Weber hoffen daher, dass diese neuen nuklearmedizinischen Entwicklungen die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit metastasiertem Nebennierenkarzinom in der Zukunft deutlich verbessern werden.
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Themenwelt Diagnostik
Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.
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