Ausblick 2017: Was sich der deutsche Mittelstand wünscht und vorgenommen hat
Für neun von zehn Unternehmen ist die Digitalisierung der zentrale Trend
Die Digitalisierung als Wachstumsmotor wird unterschätzt
„Dieser Wert ist überraschend niedrig“, sagt Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstandsmitglied und Leiter Familienunternehmen und Mittelstand. „Denn gerade die Digitalisierung eröffnet Wachstumschancen – wenn es gelingt, sie nicht nur als ein IT-Thema zu betrachten, sondern als umfassende Aufgabe, die das Geschäftsmodell eines Unternehmens grundlegend verändert.“ Bemerkenswert ist, dass die grundsätzliche Relevanz des Themas durchaus erkannt wird: 90 Prozent der Familienunternehmer sind überzeugt, dass die Digitalisierung der wichtigste Trend im neuen Jahr ist. „Zwischen dieser Erkenntnis und dem Bewusstsein, dass das Auswirkungen auf das eigene Unternehmen hat, scheint aber noch eine Lücke zu herrschen. Zum Teil ist sie sicherlich auf eine große Unsicherheit, wo man am besten ansetzen kann, zurückzuführen“, kommentiert Peter Bartels das Ergebnis.
Höhere Investitionen in die IT und in Innovationen
Dabei sind die befragten Familienunternehmer und Mittelständler durchaus bereit, in neue Technologien zu investieren: Wenn bei ihnen an Weihnachten eine siebenstellige Summe im Geschenkpaket gelegen hätte, würden knapp zwei Drittel der Mittelständler, 62 Prozent, diesen Betrag für die Verbesserung ihrer IT und die IT-Sicherheit ausgeben. 59 Prozent würden stärker in Innovationen und 58 Prozent in Digitalisierung investieren.
Stärker auf Kundenwünsche eingehen
Doch auch ohne siebenstelliges Geldgeschenk haben sich die Unternehmen einiges für das neue Jahr vorgenommen: Der Mittelstand will seine Kunden stärker in den Mittelpunkt rücken – eine bessere Kundenbindung gehört für 68 Prozent der Studienteilnehmer zu den wichtigsten Neujahrsvorsätzen. „Gestärkt werden kann die Kundenbindung durch Digitalisierung und das in vielerlei Hinsicht“, erklärt Peter Bartels. „Sie hilft dabei, Serviceangebote zu verbessern, neue IT-gestützte Plattformen für die Kundenkommunikation zu entwickeln und zu nutzen oder via Data Analytics auf Kundenwünsche individueller, präziser und schneller zu reagieren.“ Ebenso auf dem Plan haben die Familienunternehmen den Ausbau ihrer IT-Sicherheit (68 Prozent), gefolgt von einer stärkeren Innovationsfähigkeit (62 Prozent).
Belastungen durch die Reform der Erbschaftssteuer
Doch bei aller Aufbruchstimmung tragen die Unternehmen auch schweres Gepäck vom vergangenen in das kommende Jahr. Insbesondere die Folgen der Erbschaftssteuerreform machen ihnen zu schaffen: 74 Prozent der Befragten sehen Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen. Für den Mittelstand ergeben sich durch die Reform erhebliche finanzielle Mehrbelastungen: „40 Prozent der befragten Unternehmen fürchten, dass dadurch ihre Investitionsmöglichkeiten eingeschränkt sind und ihre Innovationsfähigkeit leidet“, führt Peter Bartels aus. Hauptwunsch an die Politik im nächsten Jahr ist die Verbesserung der digitalen Infrastruktur: „Das zeigt auch wieder deutlich, dass die Konsequenzen für das eigene Unternehmen noch nicht unbedingt gezogen werden. Nur ein geringer Anteil der Befragten hat ‚Digitalisierung‘ auf der eigenen Wunschliste - den meisten ist allerdings bewusst, dass Digitalisierung als der zentrale Trend 2017 angesehen wird.“ Für 56 Prozent hat der Ausbau der digitalen Infrastruktur einen „sehr großen“, für weitere 36 Prozent einen „eher großen“ Stellenwert. Weitere Wünsche an die öffentliche Hand sind staatliche Anreize für Investitionen, etwa in Energieeffizienz, und die leichtere Beschaffung von Krediten.
Persönliche Wünsche: Gesundheit und Zeit für die Familie
Gefragt wurde auch nach den persönlichen Wünschen der Geschäftsführer und Vorstände im Mittelstand. Hier gilt vor allem die Work-Life-Balance als verbesserungswürdig: Zu den persönlichen Neujahrsvorsätzen gehört es, sich häufiger Zeit für die Familie zu nehmen, wie 60 Prozent bestätigen, und mehr für die eigene Gesundheit zu tun (55 Prozent). Einer der guten Vorsätze könnte dabei helfen: 25 Prozent hoffen auf weniger Meetings.