Algen-Forschung: Mit Kalzium gegen Sonnenbrand
Neuartiges Protein schützt Algen vor Schäden durch Sonneneinstrahlung
WWU / AG Hippler
WWU / AG Hippler
"Damit die Fotosynthese effizient ablaufen kann, müssen Schutzmechanismen starke Schwankungen der Lichtintensität kompensieren", sagt Michael Hippler vom Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen der WWU. Bei zu intensiver Sonneneinstrahlung entstehen während der fotosynthetischen Energieumwandlung für den Organismus schädliche Formen von Sauerstoff – zum Beispiel reaktive Sauerstoffspezies, umgangssprachlich "Sauerstoffradikale" genannt. Pflanzen haben daher verschiedene Mechanismen entwickelt, um sich gegen überschüssige Lichtenergie zu schützen. Ein solcher Mechanismus kann zum Beispiel die Umwandlung von überschüssiger Lichtenergie in Wärmeenergie sein. Diesen Prozess hatte ein Forscherteam mit Beteiligung der Münsteraner vor einigen Jahren erstmals aufgeklärt. Das neu entdeckte Protein ist zentraler Bestandteil eines weiteren Schutzmechanismus'.
Calredoxin kommt in bestimmten Zellbestandteilen der Algen, in den sogenannten Chloroplasten, vor. Es bindet den Mineralstoff Kalzium und bringt – abhängig von der Kalzium-Bindung – Redoxreaktionen in Gang. Solche von Calredoxin katalysierten Redoxreaktionen spielen zum Beispiel bei der Entgiftung von reaktiven Sauerstoffspezies eine essenzielle Rolle. Kalzium wiederum ist als Bau- und Botenstoff ein wichtiges Element der Fotosynthese und generell auch wichtig bei der Regulation der Fotosynthese unter Lichtstress. Die Forscher wollen in weiteren Studien herausfinden, ob der neu entdeckte Mechanismus auch in höheren Gefäßpflanzen vorkommt oder ob er eine Besonderheit der Algen ist.
Das Wissen um "Sonnenbrand-Schutzmechanismen" wie das neu entdeckte Calredoxin könnte in Zukunft helfen, Ernteerträge zu optimieren, so ein Gedanke der Forscher. Denn möglicherweise ließen sich Pflanzen mit besonders guten Schutzeigenschaften züchten, die eine effizientere Fotosynthese betreiben.