Prozesskontaminanten in Pflanzenölen und Lebensmitteln

Gefahr für die Gesundheit?

03.06.2016 - Italien

Prozesskontaminanten auf Basis von Glycerin, die in Palmöl, aber auch anderen Pflanzenölen, Margarinen und einigen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, geben Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken für Verbraucher in jüngeren Altersgruppen, die durchschnittliche Mengen dieser Lebensmittel verzehren, sowie für sämtliche Altersgruppen bei großen Verzehrmengen.

roxymjones, pixabay.com, CC0

Die EFSA hat die Risiken für die öffentliche Gesundheit durch folgende Stoffe bewertet: Glycidyl-Fettsäureester (GE), 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) und 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD) sowie deren Fettsäureester. Die Stoffe bilden sich während der Lebensmittelverarbeitung, vor allem bei der Raffination von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen (ca. 200°C).

Die höchsten Konzentrationen von GE wie auch von 3-MCPD und 2-MCPD (einschließlich Estern) wurden in Palmölen und Palmfetten gefunden, gefolgt von anderen Ölen und Fetten. Bei Verbrauchern ab drei Jahren waren Margarinen sowie „Backwaren und Kuchen“ die Hauptquellen für die Exposition gegenüber allen Stoffen.

Glycidyl-Fettsäureester – genotoxisch und karzinogen

Das Sachverständigengremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) der EFSA berücksichtigte bei seiner Risikobewertung zu GE Informationen über die Toxizität von Glycidol (der Ausgangsverbindung von GE) und ging von einer vollständigen Umwandlung der Ester in Glycidol nach der Aufnahme aus.

Dr. Helle Knutsen, Vorsitzende des CONTAM-Gremiums, erklärte: „Da die genotoxische und karzinogene Wirkung von Glycidol hinreichend nachgewiesen ist, hat das CONTAM-Gremium keinen sicheren Wert für GE festgelegt.“

Bei der Bewertung genotoxischer und karzinogener Stoffe, die unbeabsichtigt in die Lebensmittelkette gelangen, berechnet die EFSA einen „Margin of Exposure“ (MOE) für Verbraucher. Generell gilt: Je höher der MOE-Wert und damit die Sicherheitsmarge für die Exposition, desto geringer sind die Bedenken für die Verbraucher.

Das Gremium kam zu dem Schluss, dass GE Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken für jüngere Altersgruppen bei durchschnittlicher Exposition sowie für sämtliche Altersgruppen bei hoher Exposition gibt.

„Die GE-Exposition von Säuglingen, die ausschließlich Säuglingsanfangsnahrung zu sich nehmen, ist besonders besorgniserregend, da sie den für die öffentliche Gesundheit als unbedenklich geltenden Wert bis zum Zehnfachen übersteigt“, so Dr. Knutsen.

Die Prüfung des Gremiums ergab, dass der GE-Gehalt in Palmölen und Palmfetten zwischen 2010 und 2015 um die Hälfte reduziert wurde, was auf freiwillige Maßnahmen der Hersteller zurückzuführen ist. Dies hat maßgeblich zu einer Verringerung der Verbraucherexposition gegenüber diesen Stoffen beigetragen.

Exposition gegenüber 3-MCPD oberhalb des sicheren Werts; unzureichende Daten zu 2-MCPD

„Wir haben eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert) von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (µg/kg KG/Tag) für 3-MCPD und dessen Fettsäureester ermittelt. Dabei stützen wir uns auf Erkenntnisse aus Tierversuchen, die diesen Stoff mit Organschäden in Verbindung bringen“, so Dr. Knutsen weiter. „Es liegen jedoch nicht genügend toxikologische Informationen vor, um einen sicheren Wert für 2-MCPD zu bestimmen.“

Die Schätzwerte für die durchschnittliche und hohe Exposition gegenüber 3-MCPD (beide Formen) bei jüngeren Altersgruppen einschließlich Jugendlicher (bis 18 Jahre) überschreiten den TDI-Wert und sind potenziell gesundheitsbedenklich.

Für die meisten Menschen trägt Palmöl wesentlich zur Exposition gegenüber 3-MCPD und 2-MCPD bei. Der Gehalt an 3-MCPD und dessen Fettsäureestern in Pflanzenölen hat sich in den vergangenen fünf Jahren kaum verändert.

Wie geht es weiter?

Die aktuelle Risikobewertung dient der Information von Risikomanagern in der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten, die mit der Regulierung der EU-Lebensmittelsicherheit beauftragt sind. Sie werden sich auf der Grundlage der wissenschaftlichen Beratung seitens der EFSA Gedanken darüber machen, wie sich die potenziellen Risiken für die Verbraucher durch die Exposition gegenüber diesen Stoffen in Lebensmitteln mindern lassen. Das Gremium hat mehrere Empfehlungen hinsichtlich weiterer Untersuchungen ausgesprochen, um bestehende Datenlücken zu schließen und den Kenntnisstand über die Toxizität dieser Stoffe, insbesondere von 2-MCPD, sowie die lebensmittelbedingte Exposition der Verbraucher zu verbessern.

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