Bislang 15 Zika-Infizierte in Deutschland

Das Zika-Virus bleibt mysteriös. Hat es auch mit einer bestimmten Lähmungserkrankung zu tun?

08.02.2016 - Deutschland

(dpa) In Deutschland haben bereits 15 Menschen das Zika-Virus aus Lateinamerika eingeschleppt. Das sagte der Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Jonas Schmidt-Chanasit, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In Mittel- und Südamerika hat sich das Virus in den vergangenen Monaten explosionsartig verbreitet. Das Institut in Hamburg ist das Zika-Referenzlabor in Deutschland.

Der Erreger wird von bestimmten Stechmücken übertragen. Er steht im Verdacht, bei einer Infizierung von Schwangeren Fehlbildungen bei Babys im Mutterleib auszulösen (Mikrozephalie). Die Kinder kommen mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt. Normalerweise verursacht das Virus grippeähnliche Symptome. Nicht jeder Infizierte erkrankt. Besonders stark betroffen vom aktuellen Ausbruch ist Brasilien.

Im Zusammenhang mit dem Zika-Virus sind in Rio de Janeiro auch mehrere schwere Fälle der Lähmungskrankheit Guillain-Barré bekannt geworden. Wie die Zeitung «O Globo» berichtete, behandelte das Hospital Universitário Antônio Pedro seit Januar 16 Fälle. Zwei Patienten, die sich mit Zika infiziert hatten, befänden sich in sehr ernstem Zustand. Normalerweise habe man fünf Fälle pro Jahr.

Schon ein Zika-Ausbruch 2013/2014 in Französisch-Polynesien ging einher mit einem Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms. Typische Symptome dieser entzündlichen Erkrankung der Nerven sind Lähmungen, die meist an den Händen oder Füßen beginnen. Auch die Atemwege können lahmgelegt werden. Die Ursache für die Erkrankung ist unklar. Häufig tritt das Guillain-Barré-Syndrom nach einer Infektion auf. Bei den meisten Patienten bilden sich die Symptome zurück.

Einige Behörden hatten in Lateinamerika Frauen geraten, jetzt nicht schwanger zu werden. Dies stieß auf Kritik bei UN-Menschenrechtlern. Es sei nun besonders wichtig, dass Frauen über Schwangerschaften entscheiden könnten, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad Al-Hussein, in Genf. In mehreren betroffenen Ländern sei sexuelle Gewalt gegen Frauen ein weit verbreitetes Problem. Da genüge der Ratschlag nicht, Schwangerschaften zu vermeiden.

Im Kampf gegen die Mückenart Aedes aegypti, die das Zika-Virus überträgt, sollen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71.000 Soldaten zum Einsatz kommen. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, werden die Soldaten am 13. Februar vor allem an Bewohner der Olympiastadt Informationsmaterial zum Schutz gegen die Moskitos verteilen. Insgesamt sollen bei dem Aktionstag nach Karneval 220.000 Soldaten landesweit im Einsatz sein. Ziel ist es, drei Millionen Menschen in 356 Städten und Gemeinden zu erreichen. In einer zweiten Etappe sollen 50.000 Militärs in besonders betroffenen Gegenden in Häusern mit Insektiziden Moskitos und Eiablageplätze zerstören.

Zika war auch Thema bei einem Treffen von US-Präsident Barack Obama mit seinem kolumbianischen Amtskollegen Juan Manuel Santos. Das Weiße Haus kündigte am Donnerstagabend an, beide Länder würden ihren Kampf gegen das Virus verstärken. Gemeinsame Forschung an einem Impfstoff solle ebenso vorangetrieben werden wie der Austausch von Daten.

Das Zika-Virus kann möglicherweise auch durch Speichel übertragen werden. Wie das Institut Fundação Oswaldo Cruz (Fiocruz) mitteilte, habe man das Virus in Speichel- und Urinproben nachgewiesen. Nach Angaben von Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin ist der Nachweis von Erbsubstanz in Urin und Speichel schon bekannt. «Nur wenn das Virus angezüchtet werden kann, wäre das eine Neuigkeit.» Dann wäre das ein Beleg für neue Übertragungswege.

Im Kampf gegen Zika will Brasilien auf neue Diagnosetests aus Deutschland setzen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde Anvisa wird man landesweit Antikörper-Tests des Unternehmens Euroimmun aus Lübeck zulassen. Es hat nach eigenen Angaben das «weltweit erste Komplett-Paket für den serologischen Nachweis von Zika-Virus-Infektionen entwickelt». Damit sollen auch das Dengue- und das Chikungunya-Fieber schneller festgestellt werden können.

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