Zwei Forscher der Uni Bonn erhalten den Leibniz-Preis

11.12.2015 - Deutschland

Prof. Dr. Peter Scholze vom Hausdorff Center for Mathematics, einem Exzellenzcluster der Universität Bonn, und Prof. Dr. Frank Bradke, der am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) arbeitet und Professor für Neurowissenschaften an der Universität Bonn ist, erhalten für ihre herausragenden Forschungsleistungen den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute in Bonn bekanntgegeben. Die mit 2,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung ermöglicht den Preisträgern große Freiheit in der Forschung. Peter Scholze ist der jüngste Preisträger seit Beginn des Leibniz-Förderprogramms 1985.

DZNE/Laubertphoto

Prof. Dr. Frank Bradke

Mit dem Preis würdigt die DFG Peter Scholzes Arbeiten im Bereich der arithmetischen und algebraischen Geometrie. Peter Scholze hat unter anderem durch seine Arbeiten zu den Langlands-Vermutungen für Aufsehen in der Fachwelt gesorgt. Robert P. Langlands postulierte 1967, dass es zwischen verschiedenen Gebieten der Mathematik Verbindungen geben müsse, die es ermöglichen würden, viele bisher ungelöste Probleme aus einem Teilbereich in ein anderes zu „übersetzen“, um diese dort dann vielleicht lösen zu können. Daraus ergaben sich zahlreiche Vermutungen über diese hypothetischen Verbindungen, die als „Langlands-Programm“ bekannt wurden und an deren Beweis seitdem Mathematiker auf der ganzen Welt arbeiten. Scholze bewies Teile dieser Vermutungen mit geometrischen Methoden. Im Jahr 2012 publizierte Scholze eine neue Theorie zur Beschreibung von p-adischen Räumen. Mit Hilfe dieses neuen Ansatzes konnte er unter anderem ein wichtiges Theorem seines Bonner Kollegen Gerd Faltings verallgemeinern und neue geometrische Interpretationen für Räume liefern, die sein Doktorvater Michael Rapoport erstmals beschrieben hatte.

Der mutmaßlich jüngste W3-Professor Deutschlands gilt schon jetzt als einer der ganz Großen seines Fachs. Obwohl noch jung an Jahren, hat Peter Scholze bereits zahlreiche wissenschaftliche Meriten erhalten. So wurde er allein 2015 mit dem Prix Fermat, dem Ostrowski-Preis, dem AMS Cole Prize in Algebra und dem Clay Research Award geehrt. Die Nachricht von der Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis erreicht Professor Scholze nun einen Tag vor seinem 28. Geburtstag.

Frank Bradke erhält den Leibniz-Preis für seine wegweisenden Forschungen auf dem Gebiet der regenerativen Neurobiologie. Er untersucht das Wachstum der Axone, also jener Fortsätze von Nervenzellen, deren fehlende Regenerationsfähigkeit eine zentrale Rolle bei Querschnittslähmungen spielt. Wie diese Fasern wieder zum Wachstum angeregt werden können, untersuchte Bradke in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeiten. Dabei entdeckte er, dass die für die Stabilität des Zytoskeletts wichtigen Mikrotubuli im Axon deutlich stabiler als in anderen Zellfortsätzen sind. Darauf folgte die ebenso weitreichende Erkenntnis, dass eine pharmakologische Stabilisierung dieser Mikrotubuli auch die Regeneration der Axone fördern kann. Ebenso bahnbrechend war schließlich der Befund, dass eine solche pharmakologische Stabilisierung zugleich auch die Narbenbildung im Rückenmark hemmt. Alle diese und weitere Arbeiten Bradkes sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für therapeutische Ansätze von außerordentlicher Bedeutung.

Der Rektor und Kanzler der Universität, Prof. Dr. Michael Hoch und Dr. Reinhardt Lutz, übermittelten den Preisträgern nach der Veröffentlichung durch die DFG die Glückwünsche der Universität. Rektor Prof. Hoch sagte: „Wir gratulieren den beiden sehr herzlich zum Leibniz-Preis und freuen uns mit ihnen über diese große Anerkennung ihrer exzellenten Leistungen.“

Peter Scholze wurde 1987 in Dresden geboren und wuchs auf in Berlin. Bei internationalen Mathematik-Olympiaden gewann er dreimal Gold und einmal Silber. 2007 kam er zum Studium der Mathematik nach Bonn. In nur drei Semestern absolvierte er den Bachelor, in zwei weiteren den Master. Während seines Studiums und der anschließenden Promotion verbrachte Scholze mehrere Auslandsaufenthalte an anderen internationalen Zentren der Mathematik, darunter in Paris und Harvard. Im Jahr 2012 wurde er 24-jährig zum W3-Professor für Mathematik an das Hausdorff Center der Universität Bonn berufen.

Frank Bradke studierte Biochemie in London und Berlin. Nach der Promotion in Heidelberg und Aufenthalten in Stanford und San Francisco leitete er eine Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Seit 2011 forscht Bradke am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn und ist zugleich Professor an der Bonner Universität.

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