Stresshormon vermindert Verlangen nach Heroin

03.08.2015 - Schweiz

Jede Sucht ist gekennzeichnet durch ein starkes Verlangen nach dem entsprechenden Suchtmittel wie Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen. Forscher der Universität Basel zeigen nun in einer Studie bei Heroinabhängigen, dass das Stresshormon Cortisol das Suchtverlangen reduzieren kann. Die Fachzeitschrift «Translational Psychiatry» hat die Forschungsresultate veröffentlicht.

Heroin ist eine Droge mit einem sehr hohen Abhängigkeitspotenzial und ruft bei Süchtigen ein ausgesprochen starkes Suchtverlangen hervor. Ein Forscherteam um PD Dr. Marc Walter und Prof. Dominique de Quervain von der Universität Basel hat nun die Wirkung des Stresshormons Cortisol auf das Suchtverlangen bei Heroinabhängigen untersucht.

Die Basler Forscher hatten in früheren Studien entdeckt, dass Cortisol den Gedächtnisabruf verringert – das Gehirn konnte also nach der Einnahme des Hormons Erinnerungen schlechter abrufen. So lindert Cortisol beispielsweise die Symptome von Patienten mit Angsterkrankungen, indem es das Angstgedächtnis der Patienten hemmt. Die Wissenschaftler vermuteten, dass sich Cortisol auch auf das Suchtgedächtnis hemmend auswirkt und damit das Verlangen nach dem Suchtmittel reduzieren könnte.

Suchtgedächtnis geschwächt

In der aktuellen Studie erhielten 29 Patienten, die sich in einer heroingestützten Behandlung befanden, vor der Heroinabgabe entweder eine Tablette mit Cortisol oder ein Scheinpräparat. Die Cortisoleinnahme führte bei den Süchtigen zu einer Abnahme des Suchtverlangens um durchschnittlich 25% im Vergleich zum Scheinpräparat. Neben anderen Tests mussten die Teilnehmer die Stärke ihres Suchtverlangens auf einer sogenannten Visuellen Analogskala (VAS) anzeigen, eine Skala zur Messung von subjektiven Empfindungen. Zu beobachten war diese Abnahme bei den Patienten, die von einer relativ niedrigen Dosis Heroin abhängig waren, nicht aber bei schwer abhängigen Patienten.

Ob sich die hemmende Wirkung von Cortisol auf das Verlangen nach Heroin auch auf das Suchtverhalten der Patienten im Alltag auswirkt, ist derzeit noch unklar. «Deshalb möchten wir untersuchen, ob Cortisol den Patienten hilft, die Heroindosis zu reduzieren oder länger von Heroin abstinent zu bleiben», sagt Marc Walter, Chefarzt an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel.

Weitere Studien sind bereits geplant, denn «die hemmende Wirkung von Cortisol auf das Suchtverlangen könnte sich auch bei der Nikotin-, Alkohol- oder der Spielsucht positiv auswirken», sagt Dominique de Quervain, Direktor der Forschungsplattform Molecular and Cognitive Neurosciences der Universität Basel.

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