Outsourcing in Pharma-Fertigung: Bis 2020 wird ein Drittel der Produktion aus Europa ausgelagert

Outsourcing-Entscheidungen haben sich professionalisiert

26.01.2015 - Deutschland

Trotz einer positiven Beurteilung des Geschäftsklimas in der globalen Pharmabranche und einer steigenden Zahl von Produkten in der Pipeline senken die globalen Pharmaunternehmen weiter ihre operativen Kosten. Die Auslagerung an externe Auftragshersteller - so genannte Contract Manufacturing Organizations (CMOs) - wird dabei immer beliebter. Die Hauptargumente für solche Zulieferer liegen aus Sicht der Unternehmen ganz überwiegend in der Kostensenkung. Das ist das Ergebnis der aktuellen CAMELOT PHARMA Management Radar-Studie, einer zweijährlichen Umfrage unter einem Experten-Panel aus mehr 100 Führungskräften global tätiger Pharmaunternehmen aus 16 Ländern und vier Kontinenten.

Alle befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass die Zahl der ausgelagerten Aktivitäten 2020 deutlich höher sein wird als heute. Ganz besonders gilt das für die forschenden Pharmafirmen, die in allen Bereichen deutlich mehr Tätigkeiten auslagern wollen. Nahezu ein Drittel aller Befragten plant, bis 2020 mehr als die Hälfte des Absatzvolumens ihres Unternehmens von CMOs außerhalb Europas zu beziehen. Fast drei Viertel der Unternehmen haben ihre Outsourcing-Entscheidungen institutionalisiert und standardisiert. Allerdings sehen sie Outsourcing nicht als Wundermittel für alle Produkte und Lebenszyklusphasen an, genauso wie es auch nicht generell alle Unternehmensbereiche entlastet: Während Outsourcing den Arbeitsaufwand für Produktion und Logistik klar senkt, steigt die Belastung in vielen Verwaltungsbereichen wie Planung, Rechtsabteilung oder Beschaffung.

„Wir sehen einen klaren Trend, Outsourcing-Aktivitäten aus der etablierten pharmazeutischen Welt heraus zu verlagern: Nahezu ein Drittel der Befragten plant, bis 2020 mehr als die Hälfte des ausgelagerten Absatzvolumens ihres Unternehmens von CMOs außerhalb Europas zu beziehen“, sagt Dr. Josef Packowski, Managing Partner der Strategie- und Organisationsberatung CAMELOT Management Consultants. „Trotz einer positiven Beurteilung des aktuellen Wirtschaftsklimas – zwei Drittel der Umfrageteilnehmer erwartet eine steigende Zahl von Produkten in ihrer Pipeline innerhalb der nächsten fünf Jahre – sucht die globale Pharmaindustrie ständig nach Wegen zur Verbesserung ihrer Kostenstruktur.

Immer häufiger zählt dazu auch die Auslagerung an Contract Manufacturing Organizations (CMOs). Diese Aktivitäten haben überwiegend das Ziel, Kosten im operativen Geschäft zu senken, Lieferengpässe zu vermeiden sowie den Unternehmen Zugang zu fremden Technologien oder Produkten zu ermöglichen ohne Investitionen in eigene Anlagen. Der Outsourcing-Trend gilt nicht nur für das globale Geschäft der Unternehmen, sondern ganz speziell auch für ihre Aktivitäten in Europa: In fünf von sieben Aktivitätsfeldern erwarten Führungskräfte, dass der Anteil ihrer europäischen Aktivitäten (F&E, Produktion, Rezeptur, Verpackung, Kalkulation, Planung und Marketing von API), die von Vertragsherstellern (CMOs) bezogen werden, in fünf Jahren deutlich höher sein wird als heute. Lediglich Pricing und Marketing stellen eine Ausnahme von dieser Regel dar. „Die wichtigsten Kriterien für CMO-Partner sind in den Augen der Pharmaunternehmen die Kosten und die Qualität – dicht gefolgt von der Lieferzuverlässigkeit“, so Packowski.

Je „fester“ ein Produkt, desto besser lässt sich die Produktion auslagern

Bei der Frage, wie und von wem Outsourcing-Entscheidungen getroffen werden, zeigt die Umfrage eine zunehmende Professionalisierung: „Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen haben inzwischen einen institutionalisierten und standardisierten Prozess für Make-or-Buy-Entscheidungen etabliert“, sagt Christoph Lieth, Partner und Leiter des Beratungsbereichs Supply Chain Management bei CAMELOT. „Da noch nicht alle Unternehmen über eine eigene hauptverantwortliche CMO-Abteilung verfügen, ist die Auswahl oft ein multifunktionaler, abteilungsübergreifender Prozess.“ Was die für externe Auftragsfertigung geeigneten Produktarten angeht, lassen sich die Umfrageergebnisse auf die Faustformel bringen: Je „fester“ ein Produkt, desto eher lässt sich seine Produktion auslagern. Pillen, Pulver und Granulate sind relativ einfach herzustellen – und damit auszulagern, biologische Arzneimittel oder Impfstoffe dagegen stellen hohe Anforderungen werden seltener von außen eingekauft. Auch neigen die befragten Unternehmen eher dazu, Produkte auszulagern, die in ihrem Lebenszyklus schon weiter fortgeschritten sind und wegen des nahenden Patentablaufs kaum noch hohe Profite versprechen.

Ebenso wie Outsourcing sich nicht gleichermaßen für alle Produkte und Lebenszyklusphasen eignet, bringt es auch nicht allen Unternehmensbereichen Vorteile: „Während Outsourcing eindeutig eine Einsparung bei den Produktions- und Logistikkosten ermöglicht, verursacht es bei vielen Verwaltungsbereichen wie Planung, Rechtsabteilung oder Beschaffung sogar eher höheren Arbeitsaufwand“, sagt Lieth. Bei der Frage nach konkreten Kostenvorteilen durch CMO nennen die Panel-Mitglieder am häufigsten (> 80 %) die Bereiche Lohnkosten und gebundenes Anlagevermögen, während die Kosten in den Bereichen Supplier Management und Beschaffung durch den höheren Koordinierungsbedarf für externen Lieferanten steigen.

Lieth: „Outsourcing birgt das Risiko steigender Komplexität in der Verwaltung – damit die Rechnung trotzdem aufgeht, muss das letztendlich durch Kostensenkungen in anderen Bereichen wie Produktion und Logistik überkompensiert werden.“

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