Wie Zellen miteinander sprechen
Eliana Stanganello und Steffen Scholpp
Organismen, Organe und Gewebe sind komplexe dreidimensionale Systeme, die aus Tausenden von Zellen verschiedener Zelltypen bestehen. Bei der embryonalen Entwicklung von Wirbeltieren benötigt jede einzelne Zelle die Information, an welcher Position im Gewebe sie sich befindet. Diese Positionsinformation ermöglicht es der Zelle, sich zu einem bestimmten Zelltyp auszubilden, um dann die korrekte Funktion auszuüben. Vermittelt wird sie über Signalmoleküle, sogenannte Morphogene. Diese kommen im Gewebe nicht gleichmäßig verteilt vor; ihre Konzentration variiert. Verschiedene Konzentrationen aktivieren unterschiedliche Gene in der Zielzelle.
Die Zellen im sich entwickelnden Zentralnervensystem erhalten ihre Positionsinformation über Signalmoleküle, die zur Familie der Wnt-Proteine gehören. Dabei bestimmt die Konzentration der Wnt-Proteine, ob sich eine Zelle in eine Zelle des Vorderhirns oder des Rückenmarks differenziert. „Die Verbreitung dieser Signalmoleküle muss genau kontrolliert werden“, erklärt Dr. Steffen Scholpp, Gruppenleiter am Institut für Toxikologie und Genetik (ITG) des KIT. „Kleinste Veränderungen der Konzentration oder der Transportrichtung können zu schweren Schäden führen, beispielsweise zu massiven Fehlbildungen in der Embryonalentwicklung oder zur Entstehung von Krebs.“
Die Arbeitsgruppe um Dr. Steffen Scholpp hat nun zum ersten Mal gezeigt, dass die Wnt-Proteine über lange Zellfortsätze, sogenannte Filopodien, zielgerichtet weitergegeben werden. Wie die Wissenschaftler im Magazin Nature Communications berichten, werden die Signalfaktoren nur auf der Spitze der Filopodien geladen. So können sie nach Kontaktaufnahme sofort signalisieren: Sie binden an die entsprechenden Rezeptoren der Zielzelle und induzieren die korrekte Zellantwort. „Somit kann die Quellzelle genau entscheiden, wie viel Signalstoff welche Zielzelle zu welchem Zeitpunkt bekommt“, erläutert Scholpp. In Untersuchungen an Zebrafischen und an humanen Zelllinien gelang es den KIT-Forschern, die Zellfortsätze zu vermehren oder zu reduzieren und die dadurch veränderten Signaleigenschaften der Wnt-Morphogene zu analysieren.
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