Studenten bauen Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone

26.08.2014 - Sierra Leone

Geplant hatten sie den Trip nach Afrika lange im Voraus als Fortbildung in Sachen Tropenmedizin. Als sie schließlich aufbrachen, stand das Ebola-Virus noch vor den Grenzen Sierra Leones. Dass es in den vier Wochen ihrer Aufenthalts bis zu „ihrem“ Krankenhaus nach Makeni vordringen würde, hatten die drei Medizinstudenten der Universität Witten/Herdecke (UW/H), Till Eckert (22), Simon Scheiblhuber (27) und Nicolas Aschoff (23), bei ihrem Abflug nicht für möglich gehalten. „Das Virus kam aber immer näher“, erinnert sich Till Eckert, „wir haben das in den ersten drei Wochen in den Dienstbesprechungen mitbekommen. Irgendwann wussten wir: Über kurz oder lang wird er auch die Stadt Makeni, ein großes Handelszentrum des Landes, erreichen.“ Als die Epidemie dann kurz vor den Grenzen des Districts stand, hatten die UW/H-Studenten die Wahl: „Wir hätten abreisen oder in einem anderen Teil des Landes einfach Urlaub machen können. Wir haben uns dafür entschieden, zu bleiben und zu helfen.“ Da die Studenten dabei jedoch nicht riskieren konnten und wollten, unmittelbar mit dem Erreger in Kontakt zu kommen, beschlossen sie, auf andere Art zu helfen. Dazu entwickelten sie ein Konzept für eine Isolationsstation und setzten es anschließend selbst um.

Universität Witten/Herdecke

Skizze der Isolationsstation

„Da es Probleme mit der Finanzierung gab, haben wir die ersten Materialien als Anschubfinanzierung von unserem eigenen Geld gekauft“, sagt Till Eckert. „So konnten wir schnell anfangen.“ Und das war auch nötig. „Wir hatten gehofft, vor der Inbetriebnahme noch ein paar Tage Zeit für die Schulung der Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte und der anderen am Prozess Beteiligten zu haben.“ Doch daraus wurde nichts. „Am Morgen nach der Fertigstellung der Station hatten wir die ersten Fälle im Krankenhaus. Dann mussten wir alles beschleunigen.“ Trotzdem funktionierte das von ihnen konzipierte Neun-Schritte-System zum sicheren Entkleiden auf Anhieb hervorragend. „Das Wichtigste dabei ist, dass wirklich alles Material, was in die Station hineingeht, sie nie wieder verlässt – außer zum Verbrennen. Und auch das muss unter strengen Sicherheitsauflagen geschehen.“

Die Station verfügt über einen reinen Eingang und einen Ausgang. Betreten werden darf sie nur im vollen Schutzanzug, die Desinfektion erfolgt hauptsächlich mit Chlor. Bei der Reinigung stehen die Ärzte und Pflegenden mit den Füßen in Eimern, selbst die bis zu drei paar Handschuhe, die gleichzeitig getragen werden müssen, müssen aufwändig nacheinander desinfiziert und entsorgt werden. „Besonders schwierig ist es, die Brille abzunehmen oder die Stiefel auszuziehen, ohne dabei kontaminierte Bereiche zu berühren oder die Hände zu benutzen.“ Doch auch dafür entwickelten die Wittener Studenten effiziente Methoden.

Da nicht genügend Materialien vorhanden waren, um regelmäßige Ganzkörper-Spritzdesinfektionen durchzuführen, mussten die Studenten improvisieren. „Das hat sehr gut geklappt“, freut sich Till Eckert. „Am Ende wurden im ganzen Land Stationen nach unserem Vorbild eingerichtet.“ Nach Afrika aufgebrochen waren die Studenten ursprünglich, um den im Medizinstudium in Witten vorgeschriebenen praktischen Teil der Curriculumsanforderungen zu absolvieren. „Dass es aber so praxisnah werden würden, hätten wir vorher niemals gedacht“, so der 22-Jährige.

Besonders schwierig habe sich der Kampf gegen Ebola letztlich durch die oft ungenügende Aufklärung der Bevölkerung gestaltet. Till Eckert: „Es fehlt, gerade seit dem in Sierra Leone bis 2007 dauernden Krieg, an Wissen und Bildung. Viele Menschen glauben nicht, dass das Virus überhaupt existiert, weil sie es nicht sehen können. Dadurch wurden zum Teil die Leichen von verstorbenen Angehörigen zur Totenwaschung aus den Krankenhäusern entwendet, was natürlich zu weiteren Infektionen führt. Dazu fehlt das Geld, so dass viele Leute sich nur den Besuch von Natur- oder Wunderheilern erlauben können.“ Zudem habe es viel zu lange gedauert, bis die Spenden vor Ort angekommen seien, so dass auch massiv Chlor-Waschstellen gefehlt hätten. Umso dringender sei deshalb die Einrichtung von funktionierenden und kostengünstigen Desinfektionsstellen gewesen. „Wir haben – im Rahmen unserer Möglichkeiten – gerne geholfen. Es wäre schön, wenn noch viele Andere – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – die Menschen in den betroffenen Ländern ebenfalls unterstützen würden.“

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