Sicherheit von Stammzelltransplantationen auf dem Prüfstand
Die Transplantation von Stammzellen aus dem Blut, beispielsweise zur Therapie von Leukämien, ist heutzutage etablierte klinische Praxis. Der therapeutische Einsatz von körpereigenen Stammzellen anderer Gewebe wird in verschiedenen klinischen Studien getestet. Für jede Transplantation müssen Zellen aus einem Spenderkörper entnommen werden. Man setzt sie damit dem Risiko von vererbbaren Veränderungen aus. Derartige Änderungen ihres genetischen Codes werden derzeit vielerorts eingehend untersucht. Funktionelle Änderungen der Zellen, die sie ohne Änderungen des genetischen Codes erwerben und an ihre Tochterzellen weitergeben, stehen bisher nicht im Fokus der medizinischen Forschung. Ungeklärt ist deshalb, ob solche epigenetischen Änderungen Risiken für das Entstehen von Krankheiten wie der Tumorbildung bergen.
Am Interdisziplinären Zentrum für Bioinformatik (IZBI) der Universität Leipzig ist es gelungen, Bundesmittel für die Forschergruppe um Dr. Jörg Galle einzuwerben, die sich genau dieser Frage widmet. Am Beispiel der Stammzellen der Darmschleimhaut sollen epigenetische Veränderungen infolge einer Entnahme und Kultivierung analysiert werden. Ziel der Forschergruppe ist es, zunächst die normale Entwicklung, Regeneration und Alterung der Darmschleimhaut zu studieren und dabei auftretende epigenetische Veränderungen in den Stammzellen zu beobachten und besser zu verstehen. In der Folge können Strategien entwickelt werden, Zellveränderungen zu minimieren.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt dem IZBI insgesamt 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. Unter Leitung von Dr. Galle sollen in Kooperation mit den Forschungslaboren der Chirurgischen Kliniken und dem Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) der Universität Leipzig nicht nur experimentelle Untersuchungen angestellt werden, sondern die Veränderungen der Stammzellen auch erstmals am Computermodell simuliert werden. Die Simulationen werden helfen, molekulare Wechselwirkungen aufzudecken und den experimentellen Aufwand im Zelllabor zu minimieren. Mit dem Hubrecht Institut im niederländischen Utrecht steht dem Forscherverbund ein international führendes Institut der Stammzellforschung und regenerativen Medizin zur Seite. Die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig hat zugesagt, die zunächst auf fünf Jahre angelegte Forschung nach Ablauf der Bundesförderung weiter zu unterstützen. Langfristig hat die Universität Leipzig damit die Chance, sich international als Zentrum für Sicherheitsfragen von Stammzelltransplantationen zu etablieren.
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