Krankenhauskeime kennen keine Grenzen
Internationale Kooperation zum MRE-Management unterzeichnet
Techniker Krankenkasse
Techniker Krankenkasse
„Die Krankenhauskeime kennen keine Grenzen und längst verlaufen die Patientenströme quer durch Europa. Deshalb müssen die europäischen Länder auch im Kampf gegen die gefährlichen Krankenhauskeime intensiver zusammenarbeiten“, sagte der Ärztliche Vorstand der Universitätsmedizin Greifswald, Dr. Thorsten Wygold.
Das EMC Medical Institute mit Sitz in Wrocław und mit seinem Hl. Georg Krankenhaus in Kamień Pomorski (Cammin), die Universitätsmedizin Greifswald und die Techniker Krankenkasse (TK) in Mecklenburg-Vorpommern wollen ein gemeinsames Netzwerk aufbauen, um die Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) grenzüberschreitend zu reduzieren. Die EMC Medical Institute AG ist der größte private Betreiber von Kliniken und Anbieter von medizinischen Dienstleistungen in Polen. Die Gruppe besteht derzeit aus acht Krankenhäusern und 16 Medizinischen Versorgungszentren. Die Universitätsmedizin und die TK sind bereits seit mehreren Jahren im Projekt HICARE (Health, Innovative Care and Regional Economy), einem regionalen Aktionsbündnis gegen multiresistente Erreger in MV, engagiert. Als eines von mehreren internationalen Kooperationsvorhaben soll im Rahmen dieses Programmes nun erstmals eine grenzüberschreitende Vereinbarung im Klinikalltag umgesetzt werden.
„Infektionen mit MRE belasten auf der einen Seite die Patienten, bedrohen aber auch den Gesundheitsstandort Mecklenburg-Vorpommern und bergen konkret für die Leistungserbringer, insbesondere Krankenhäuser, ein finanzielles Risiko. Jede Infektion verursacht bei uns bis zu 20.000 Euro Mehrkosten pro Patient, das wird in Polen ähnlich sein“, erklärte Prof. Dr. Volker Möws, Leiter der TK-Landesvertretung in Mecklenburg-Vorpommern.
Qualitätsnetzwerk für Patienten und Mitarbeiter
Die Partner sind sich einig, dass die Bekämpfung multiresistenter Erreger nur erfolgreich sein kann, wenn parallel mehrere notwendige Maßnahmen in Prävention, Diagnostik und Therapie konsequent durchgeführt werden. Hierzu zählen neben risikoabhängigen Screenings auch der restriktive und verantwortungsvolle Einsatz von Antibiotika. Zudem sollten ambulante und stationäre Versorgungseinrichtungen besser vernetzt werden.
Strikte Vorschriften und ihre Einhaltung in der Hygiene wie Händedesinfektion, Kittelpflege, Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe sind unentbehrlich. Durch enge Kontakte zwischen Forschern, Industrie und Anwendern soll der schnelle Transfer der Erkenntnisse in die Regelversorgung sichergestellt werden.
„Bei dem Projekt geht es auch darum, die Öffentlichkeit für die Problematik stärker zu sensibilisieren und alle Akteure ins Boot zu holen. Krankenhäuser mit strengen Hygieneauflagen schaffen Sicherheit für die Patienten, müssen aber die Mehrkosten für das vorsorgliche Screening allein tragen. An der Universitätsmedizin Greifswald wird beispielsweise schon bei Vorliegen eines Risikofaktors für das Vorkommen von MRSA gescreent und nicht, wie vom Robert-Koch-Institut Berlin empfohlen, erst bei zwei Risikofaktoren“, so Wygold. Für das Risiko einer MRSA-Besiedlung kommen inzwischen zwölf Faktoren in Frage, beispielsweise die Arbeit in einer Schweinemastanlage, liegende Katheter, die Verlegung aus anderen Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Auch das Screening für multiresistente Bakterien mit der Hauptquelle im Darm ist in der UMG bereits angelaufen.
„Kernpunkt aller infektionspräventiven Bemühungen ist die Etablierung eines umfassenden, sich ständig an veränderte Gegebenheiten anpassenden Hygienestandards zur Gewährleistung der Patientensicherheit“, betonte der Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Axel Kramer. „Durch die Schaffung und Abstimmung eines grenzüberschreitenden Hygienemanagements werden neue Impulse zur Prävention von im Krankenhaus erworbenen Infektionen gesetzt.“
Nicht alle im Krankenhaus erworbenen Infektionen können prinzipiell verhindert werden, aber sie können bei entsprechenden Maßnahmen nachweislich signifikant gesenkt werden. „Der Vorteil einer konsequenten Beschäftigung mit dem Thema Hygiene im Krankenhaus hat nicht nur die Verminderung von langwierigen, schwierig zu behandelnden Infektionen zur Folge. Sie hat auch das Potenzial, die Entwicklung von Antibiotika-resistenten Erregern zu verlangsamen“, unterstrich TK-Landeschef Möws abschließend.
Parallel zur künftigen Zusammenarbeit mit Polen wird im HICARE-Kompetenznetzwerk an weiteren internationalen Kooperationen gearbeitet, unter anderem mit den Niederlanden (Region Groningen), die sehr erfolgreich bei der Bekämpfung multiresistenter Bakterien sind.