EU beschleunigt Entwicklung von Impfstoffen gegen Parkinson und verwandte Erkrankungen
AFFiRiS AG koordiniert
Ein Konsortium europäischer Spitzenwissenschafter erhielt jetzt € 6 Mio. für die klinische Entwicklung zweier therapeutischer Impfstoffe zur Behandlung von Parkinson und Multipler System Atrophie (MSA). Die beiden Impfstoffkandidaten (PD01A und PD03A) sind Teil der Entwicklungs-Pipeline des österreichischen Biotech-Unternehmens AFFiRiS AG, das in diesem Bereich als führend bei der klinischen Entwicklung gilt und auch das Konsortium koordiniert. Die bekannte AFFITOME®-Technologie des Unternehmens ist die Basis beider Impfstoffe, die auf das Protein alpha-Synuclein abzielen. Diesem kommt bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Parkinson und MSA eine Schlüsselrolle zu. MSA ist als seltene Erkrankung anerkannt und derzeit ist kein Medikament für ihre Behandlung zugelassen. Beide Impfstoffe konnten ihr Potenzial zur Modifikation des Krankheitsverlaufs in präklinischen Modellen bereits unter Beweis stellen.
International & Innovativ
AFFiRiS gilt als weltweit führend bei der Entwicklung von alpha-Synuclein-Immuntherapien. Vor diesem Hintergrund gelang es dem Unternehmen, medizinische Experten und Wissenschafter von sieben europäischen Top-Organisationen für das sogenannte SYMPATH-Projekt zu gewinnen, das nun aus dem 7. Rahmenprogramm der EU gefördert wird. Zu diesen Organisationen zählen das Forschungszentrum Jülich in Deutschland, das INSERM F-CRIN in Toulouse und die Departments für Neurologie an den Universitätshospitalen in Bordeaux und Toulouse (alle in Frankreich) sowie in Österreich die Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck und das PROSENEX Studienzentrum an der Confraternität-Privatklinik Josefstadt in Wien.
Ein wesentlicher Fokus des SYMPATH-Projekts ist ein außergewöhnlich innovativer Ansatz für die klinischen Tests beider Impfstoffkandidaten. Unter Verwendung einer neuartigen Tandemstrategie werden beide Impfstoffe parallel in klinischen Studien der Phase I für beide Indikationen (Parkinson und MSA) evaluiert, wobei die Beurteilung der Sicherheit und Verträglichkeit im Vordergrund steht. Der unmittelbare Vorteil der Tandemstrategie ist der direkte Vergleich beider Impfstoffe zu einem sehr frühen Zeitpunkt der klinischen Entwicklung.
Neuer Standard
Prof. Achim Schneeberger, Leiter der klinischen Entwicklung bei AFFiRiS und SYMPATH-Koordinator, meint zu diesem innovativen Ansatz: "Für therapeutische Impfungen und Wirkstoffe zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson und MSA setzt die vom SYMPATH-Konsortium entwickelte Strategie einen wirklich neuen Standard für klinische Studien." Dr. Markus Mandler, Leiter der Abteilung für neurodegenerative Erkrankungen bei AFFiRiS fügt hinzu: "Die Tandemstrategie steht im engen Zusammenhang mit dem Programm der "klinischen Maturierung" von AFFiRiS. Dieses erlaubt eine sehr rasche klinische Überprüfung neuer Impfstoffkandidaten. Wir sind sehr erfreut, dass Key Opinion Leader internationalen Formats mit uns an diesem Projekt zusammenarbeiten."
Neben der innovativen Tandemstrategie steht die Identifizierung von Biomarkern für die Diagnose und Prognose von Parkinson und MSA im Fokus von SYMPATH. Zusätzlich soll geklärt werden, inwieweit sich MSA als klinische Referenz für Synucleinopathien eignet. Dies ist eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen es zur Aggregation von alpha-Synuclein und dessen Ablagerung, beispielsweise in sogenannten Lewy-Körpern oder glialen Einschlusskörperchen, kommt. Lässt sich MSA als klinische Referenz-Synucleinopathie darstellen, könnte dadurch die Entwicklungszeit für die untersuchten therapeutischen Impfstoffe wesentlich verkürzt werden. Dies wäre auch allgemein für die Entwicklung von neuen Therapeutika von Nutzen.
"Aufgrund aktueller Forschung im Bereich neurodegenerativer Erkrankungen haben wir uns entschlossen, nicht nur Parkinson, sondern auch MSA mit den beiden Impfstoffkandidaten PD01A und PD03A zu behandeln. Im Falle eines Erfolges würden wir so einen zusätzlichen enormen – und bisher nicht gedeckten – Bedarf für eine wirksame Therapie bedienen. Denn MSA ist eine seltene Erkrankung für die es keine zugelassene Therapie gibt. Gleichzeitig könnte diese Vorgehensweise zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Entstehungsweg von Parkinson und MSA führen", ergänzt Prof. Wassilios Meissner vom Universitätshospital Bordeaux und klinischer Experte für MSA.